Weil Jonathan Meiburg bis 2008 bei Okkervil River war, weiß man immer gleich, mit wem man Shearwater vergleichen muss. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Wenn Will Sheff traurig ist, geht er trinken und schreibt einen Song. Wenn Meiburg traurig ist, liest er ein Buch über Vögel und schreibt einen Song. Okkervil River stürzen sich mit Vergnügen ins Verderben, Shearwater gleiten eher elegant rein, sogar auf ihrer “Rockplatte” “Animal Joy”. Feierlicher und maßvoller als hier kann man Rockmusik kaum spielen und gefasster kaum sein beim Wechsel zwischen den Akkorden. Trotzdem stimmt es: Shearwater sind direkter geworden, kein Song auf “Animal Joy” ist komplizierter als er sein müsste, und was einen am Ende von “Breaking The Yearlings” trifft, ist schon so etwas wie ein Punch. Außerdem ist wieder alles da, was Shearwater schon immer gut gemacht hat, das trippelige Klavier und Meiburgs unzerbrechliche Kopfstimme, seine korrekt betonten Worte und die konkreten, aber schwer festzunagelnden Texte, die sich daraus bilden. Sie sind wieder voller Tiere, aber die grasen und paaren sich diesmal eher im Hintergrund, während Meiburg vorne mit sich selbst beschäftigt bleibt. “Immaculte” geht los mit “Johnny, get a hold of your life” und guckt dann auf ein Musikerleben, dem genauso die Unschuld fehlt wie allem anderen, Meiburg entdeckt kurz die Wut für sich und knotet dann weiter Krawattenknoten. Würden alle so Rockmusik machen, wäre es schlimm. Solange er alleine klug bleibt, kann man nur von ihm lernen.
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