Das Schwelgerische war schon immer die Stärke von Jonathan Meiburg. Der ehemalige Gitarrist von Okkervil River hat für sein Projekt Sheatwater Songs geschrieben, die sich ganz leise anschleichen und fast körperlos im Raum stehen. Dazu bedient sich der studierte Ornithologe gerne biologischer Themen; das gibt seinem Werk eine naturromantische Note. Diese Momente hat auch “Jet Plane And Oxbow”: Der betörende Opener “Prime”, “Backchannels”, der zurückgelehnte Indierock von “Wildlife In America” und vor allem der ätherische Abschlusstrack “Stray Light At Clouds Hill” verfügen über Soundtrack-Charakter, der auch dem Mitwirken von Filmkomponist Brian Reitzell (“The Virgin Suicides”, “30 Days Of Night”) geschuldet ist. Auf der anderen Seite präsentieren Shearwater aber auch den konzisesten Pop ihrer Karriere: “Pale Kings” oder das alles überstrahlende “Only Child” haben hymnische Qualitäten, die an U2 denken lassen, während “A Long Time Away” oder “Radio Silence” von den Stadionrock-Editors stammen könnten. Was den Texanern nicht so gut zu Gesicht steht, ist das bisweilen Ruppige: Die leicht zickigen, monoton durchgezogenen Rhythmen von “Filaments” und “Glass Bones” sollen einen hypnotischen Sog erzeugen, nehmen den Songs aber Dynamik und Struktur. Wem Shearwater bislang zu sehr auf eine Klangästhetik festgelegt waren, könnte an diesem Werk Freude finden, denn mehr zu entdecken gab es bislang auf keinem ihrer Alben. Diese Stäre ist aber auch gleichermaßen seine Schwäche, denn als konsequentes Soundscape funktioniert es nur bedingt, dafür wechselt die Stimmung zu oft und zu drastisch.
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