Das Mittel zur Austreibung der Traurigkeit ist diesmal die Traurigkeit selbst. Palo Santo ist der “heilige Stock” – ein Tropenholzbaum aus Peru, der gern verräuchert wird, wenn es gilt, die Spiritualität zu vertiefen. In Meditation zu versinken, die Kontemplation zu verstärken. Das verkohlende Holz soll böse Geister vertreiben. Während der Aufnahmen kann da nichts in Rauch aufgegangen sein. Dafür leidet Sänger Meiburg viel zu viel und offensichtlich. Eine Hälfte über kommt er zu dezent-orchestralen Akustik-Songfeinheiten dem Protagonisten bei Antony And The Johnsons erstaunlich nahe. Man vernimmt die erschütternde Songtiefe von Devendra Banhart. Im Ganzen weniger, naja fraulich, und weniger überladen. Shearwater haben sich von sich selbst gelöst. Die andere Hälfte öffnet einige neue Kapitel in Sachen halliger Zitter-Space-Akustik mit Trompete, Velvet Underground-Atmosphäre und Indie-Folk mit offenem Geist. Erst schmeichelnd, dann niederdrückend. Erst fesselnd, dann mit Längen; erst leise, dann doch laut, stark, dann verletzlich. Im Ganzen aber vor allem: unaufdringlich. Und dann unausweichlich. An Okkervil River erinnert nichts, das sei gesagt. Will Sheff träumt hier lieber im Hintergrund, als ganz vorne Geschichten zu schmettern.
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