Shellac
At Action Park (Platten der Neunziger)
“Hinterhältig”, “gemein” und “satt” sind die vorstechenden Attribute, die schon immer die Handschrift von Hexenmeister Steve Albini als Musiker getragen haben. Auch als Produzent – obwohl Albini diesen Ausdruck hasst wie die Pest, und sich stets als “record engineer” vermerkt – hat er zwar legendäre, aber nicht immer konsenstreffende und unbestrittene Arbeiten hinterlassen: Unter seiner Obhut und Regie haben Bands von den Pixies zu Nirvana, über Bush und PJ Harvey Alben eingespielt. Nach dem Ende seiner hauptamtlichen Band, der 80er-Noiserock-Vorzeigeinstitution Big Black, und einem kurzen Intermezzo mit Rapeman wartete Albini wiederum in bewährter Trio-Formation mit Shellac auf. Diese Band ist so massiv wie ein Fossil aus unbrennbarer Materie. Hier wird der kalte Groove von den britischen Altmeistern Gang Of Four entliehen und zu tonnenschwerem und vertracktem Drumspiel verarbeitet. Dazu werden krächzende und rasiermesserscharfe Katzenjammergitarren addiert, die den Teufel per Blaupause direkt in deine Ohrmuschel tätowieren. Diese Grundkomponenten werden von einem notorisch wummernden und filigranem Basspiel beackert, der wie ein rostiger Nagel das wundbrandgefährdete Nervenkostüm von Shellac zusammenhält. On top wird Albinis phrasierter Gesang geleimt, der in zynischen Stabreimen den amerikanischen Alptraum zwischen Massenmord-Phantasien und 13-jährigen Pornodarstellern zu Tode erschreckt. Die Erstauflage dieses Albums war nicht als CD erhältlich, sondern man konnte sie nur als extradicke Vinylscheibe erstehen, die sich auf deinem Plattenspieler drehte wie ein zu breit geratener Eishockey-Puck. Mit labelpolitischen Aktionen wie dieser hat sich Albini stets als schrulliger, jedoch höchstsympathischer Hero in die Herzen von abervielen Musikfans katapultiert.
weitere Platten
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At Action Park
VÖ: 24.10.1994