Eigentlich müsste es noch eine Pro-Seite zu dieser Review geben, denn ich habe keine Absicht, Gefangene zu machen. Überall kann man sie lesen, die Referenzen, die uns das Label für diese Platte einflüstert: Isis, Neurosis, Cult Of Luna – und als sei das nicht genug: Godspeed You! Black Emperor und Tool. Und die in diesem Sinn bemühten Bilder sind so ausgelutscht wie der Sound und die blindlings vorhersehbare Laut-/Leise-Dynamik dieser Platte: Fjorde, schroffe Küsten, Meerbusen, Steilwinde, Lagerfeuer. Eine schöne Idee wird zum Klischee. In den 80er Jahren gab es im Metal große Diskussionen darüber, wie und ob überhaupt Synthesizer in diesem Genre Verwendung finden dürfen. Shels zeigen uns, was glasklar dagegen spricht. Ihr Verhältnis zu den absoluten Geschmacksirrungen in der Welt synthetischer Sounds ist wie das Helmut Kohls zu Fettnäpfchen. Gut, von Helmut Kohl werden die Debütanten aus Kalifornien mit der Metalcore-Vergangenheit wenig gehört haben. Genauso wie von einer subtilen Herangehensweise wie der von Godspeed, der archaischen Wucht von Neurosis und deren Fortentwicklung im zum Teil vorzüglichen Postmetal von Isis. Shels dagegen können sich nicht einmal mit Tiamat in ihrer “Wildhoney”-Phase messen, geschweige denn mit den Trademarks einer Band wie Tool. “Sea Of The Dying Dhow” zeigt in jedem Song, dass ihre Verursacher einer Musik hinterherhecheln, für die sie nicht genug aufzubieten haben. Das Album macht sich an allen Ecken größer, als es ist, und trieft dabei gleichermaßen vor Pathos und inhaltlicher Belanglosigkeit. Den totalen Absturz verhindert nur noch, dass hier und da durchschimmert, dass sie denen, dies besser können, ganz gut zugehört haben.
weitere Platten
Plains Of The Purple Buffalo
VÖ: 23.09.2011
Laurentian's Atoll
VÖ: 11.04.2008