Auf den ersten Ton soll niemand hören, dass sie aus Deutschland kommen. Soll uns auch egal sein, denn vom ersten Song “Starlight Traffic” an ist eines klar: Aus ihrem Hang zu warmer Pop-Melancholie und eindringlicher Indie-Liebelei machen Shine keinen Hehl. Wenig Bläser, viel mehr Streicher. Wenig Punch, vielmehr weicher. Mit ihrem Debüt “Rock’n’Roll With A Little Bit Of Style tragen die drei Hamburger gleich dick auf: Bittersüße Klangfarben, oft vielschichtig und mit einem Händchen fürs Detail gepinselt. Romantik entsteht bekanntlich im Herzen des Betrachters. Je nach Blickwinkel und Emotionslage des Zuhörers bewegen sich Shine fast durchweg zwischen hinreißender Gefühlswallung und aufdringlichem Kitsch. Hart an letzterem liegen die halbakustischen Balladen “If I Can’t Have You” und “All Kinds Of Grey”. Laut werden Shine eigentlich nur beim Singlekandidaten “Popbitch” mit seinen einprägsam schlichten Zeilen. Und streckenweise beim repetitiven “Alive”, das auch mit sterilen Retortenbeats spielt. Ansonsten umscheicheln uns wärmende Melodien, spannt Frederik Waldner einen weichen Gesangsbogen Richtung Matt Bellamy. Die irrsinnige Bandbreite von Muse erreichen Shine aber nicht: Bei allem Glamour und viel Zerbrechlichkeit lässt die groß produzierte Gefühlsfahrt doch ein paar Stimmungswechsel mehr vermissen.