Eine Menge positiv kanalisierter Aggressionen gemixt mit spielerischem Vermögen und einem Händchen für große Postcore-Songs ergibt das Gitarrenhighlight des Monats.
Shiner wissen, was sie tun. Daran lassen gleich die ersten Songs keinen Zweifel. “The Truth About Cows” und “Surgery” fixieren die Eckdaten dieser Platte und laden zu höchstem Lob ein. Während “The Truth…” noch deutlich an die letzte Schaffensphase von Jawbox angelehnt ist, zeigt “Surgery” deutliche Quicksand-Einflüsse auf und verankert Shiner damit in der Mitte der Neunziger Jahre, als im Postcore-Genre eine große Platte nach der anderen herauskam. Im weiteren Verlauf der Platte und gerade in den ruhigen Stellen der Songs kommt dann noch ein weiterer Einfluss zum Tragen – hier wird eine Atmosphäre kreiert, die man sonst nur von britischen Bands wie Muse, Coldplay und gar Radiohead (“The Egg”, “Pills”) kennt. Großes Gefühlskino eben. Trotzdem fühlen sich Shiner offensichtlich in den heftigen Passagen am wohlsten und wirbeln mit großartiger rhythmischer Vielfalt durch die allesamt Sinn machenden Songs. Ohnehin setzt sich das Songwriting hier wohltuend vom Einheitsbrei ab und geht eigene Wege, die nur ein Ziel verfolgen: dem Gesamtkontext Sinn zu geben. Hier schütten vier junge Männer ihre Herzen aus und legen ihr Leben in ihre Songs. So muss das sein, und mit der äußerst klaren, transparenten und räumlichen Produktion von J. Robbins kann dann wirklich kaum noch etwas schiefgehen. Übrigens haben sich Shiner da wirklich in genau die richtigen Hände begeben, denn Robbins ist nicht nur gefragter Produzent von unter anderem Jets To Brazil, sondern war eben auch der musikalische Kopf der oben erwähnten Jawbox. Und siehe an, Shiner veröffentlichen auf `De Soto`, dem Label, das Kim Coletta und Bill Barbot, beide ebenfalls Ex-Jawbox, leiten. Nachtigall, ick hör dir trapsen und rufe hiermit Shiner als offizielle Thronfolger aus. Sollte man haben.