Mancher würde sich in Acht nehmen, Frontmann Niklas Kvarforth jedoch tritt um des reinigende Schmerzes Willen absichtlich daneben. Die Zeiten von Shinings ausschließlich stumpf-ballerndem Suicidal Death Metal sind offenbar vorbei. Seit dem Album “IX – Everyone, Everything, Everywhere, Ends” transferiert Kvarforth all den psychischen und daraus resultierend auch physischen Schmerz in mitreißende Soundepen, statt ihn nur in öffentlichen Selbstverletzungen auszuleben. Feuerspeiende Death-Metal-Stürme, die direkt aus dem tiefsten der sieben Höllenschlunde stammen könnten, untermalen die Szenerie. So beginnt “Gyllene Portarnas Bro”, das übersetzt “Golden Gate Bridge” heißt, mit getragenen doomigen Metalriffs, aus denen sich eine einzige stöhnende Slide-Gitarre schält. Die wird von Kvarforths Klargesang abgelöst, nur um angereichert durch ein donnerndes Schlagzeug erneut aufzubranden und schließlich mit Blastbeats und einem markerschütternden Schrei des Sängers die Verletzungen wieder aufzureißen, die nach dem letzten Fall erst leidlich verheilt waren. Dass es in Ordnung ist, kurz am Boden liegenzubleiben, sich die Wunden zu lecken und Kraft zu sammeln, zeigt das anrührende, instrumentale Klavierstück “Tolvtusenfyrtioett”. Die Ruhe ist aber trügerisch und nur von kurzer Dauer: Im abschließenden “Mot Aokigahara” kämpft Kvarforth über die volle Distanz und wählt als fiktive Kulisse den japanischen “Selbstmörder-Wald” Aokigahara, um den inneren Dämonen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten.
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IX - Everyone, Everything, Everywhere, Ends
VÖ: 20.04.2015