Shooting Daggers
Love & Rage
Denn an “Love & Rage” stopfen Shooting Daggers eine Menge in nur 20 Minuten. Wer nur den ersten Song der Platte hört, was im Zeitalter von Playlist-Marketing nicht unwahrscheinlich ist, wird sich vermutlich denken: Ah, noch ein Turnstile-Klon, diesmal mit Frau am Gesang.
Natürlich erinnern der verhallte Gesang, die 90er-Grooves und die Melodiebögen an die Hardcore-Erneuerer. Zum Glück belässt es die Band aber nicht dabei, sondern bringt ihren ganz eigenen Vibe ein, der sich nicht so leicht kategorisieren lässt. Mal klingt er nach ihren Zeitgenoss:innen von Gel oder Filth Is Eternal, mal nach Zeitmaschine ins Seattle der 90er, dann nach Jeansjacken-Punk direkt aus dem Skatepark nebenan.
Um die heilende Wirkung von Skateboarding geht es auch textlich im schunkelnden “Wipeout”. “Not My Rival” hingegen feiert solidarische Beziehungen zwischen nicht-männlich Gelesenen und im Titelsong dreht das Trio den Verzerrer auf, das Tempo runter und den Blick nach innen. Geschlechtsidentitäten sollten in der Musik keine Rolle spielen.
In einem immer noch so männlich dominierten Genre, in dem nackte Oberkörper und Machogehabe dazuzugehören scheinen, ist es aber wichtig, dass queere, weiblich gelesene, PoC-Akteur:innen dagegenhalten und Unterstützung bekommen. Gerade, wenn sie so brutal einschlagen wie Shooting Daggers.
Das steckt drin: Gel, Gouge Away, Turnstile