Shoreline
To Figure Out
“It’s a power, not a weakness”, singt Hansol Seung in “Seoul” über seinen koreanisch-deutschen Hintergrund und stellt damit den selbstermächtigenden Gegenpart zum konfrontativen “Konichiwa” des Vorgängeralbums “Growth” vor. Ein Wandel, der musikalisch von einer großen und doch unaufgeregten Hymne inklusive Backing-Vocals gerahmt wird.
Das ist programmatisch für ein Album, das im bestmöglichen Sinne nach einer dritten Platte klingt: Shoreline haben sich gefunden, spielen ihre Laut-und-Leise-Dynamik so routiniert, dass auch Platz für kleine Farbtupfer geschaffen wird. Die kommen etwa in Form von versetzten Rhythmen und Chören (“Reviver”) oder auch als sanft eingewebte Synthesizer (“Pen Name”) um die Ecke. Dazu steigt Chris Cresswell (Hot Water Music, The Flatliners) in “Workaround” für den nächsten Ohrwurm mit in den Ring.
Im Genre-Kontext treffen Shoreline damit den Zeitgeist, auch dank der Themenauswahl von Klimawandel bis Tierrechte. Selbst wenn sich die Band in “Darius” selbstkritisch zeigt und nach der eigenen Motivation hinter dem Musikmachen fragt, klingt “To Figure Out” nie nach lieblosem Major-Ausverkauf, sondern nach wie vor nach einem hundertprozentigen Herzblut-Projekt. Nur eben mit Sound-Feinschliff. So darf es weitergehen.
Das steckt drin: Basement, Smile And Burn, The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid