Die derzeit so beliebte Grundidee von schönen Melodien contra gewaltvoller Gitarrenhärte wir von Shovel einmal richtig auf die Spitze getrieben.
Und wieder einmal zeigt sich, dass die von den Plattenrezensenten dieser Welt so gerne benutzte Schubladen-Terminologie zum Scheitern verurteilt ist. Klar, die Musik, die das Schweizer Quintett Shovel auf seinem Debüt-Longplayer vorlegt, definiert sich über die Koordinaten des schöngeistigen Gesangs und tief reingehenden Shoutings auf der einen und derben Gitarrenbrettern auf der anderen Seite. Also Emo? Von wegen! Denn Shovel sind mitnichten im alternativen Gitarren- oder Punkrock verwurzelt; ihre Roots lassen sich eher auf den klassischen Hardcore, im Zweifel auch New Metal zurück führen. Frontmann Francisco gibt eine gesunde Mischung aus hasserfülltem Lou Koller-Gebrülle und melancholischem Chino Moreno-Gesang zum Besten, die Gitarren bratzen in bester Helmet- oder Quicksand-Manier, und die Drums hechten und dribbeln sich durch drückende Grooves und vertrackte Breaks. Anstatt aber durchgehend voll auf die Zwölf zu rotzen, wird zwischendurch auch mal inne gehalten und ein Melodiespektrum in bester Beatles-Tradition angestimmt – ein schöner Kontrast. Eingespielt wurde das Ganze unter der Regie von D. Bergstrand (Stuck Mojo, Strapping Young Lad) im schwedischen Uppsala, was erstmal überrascht. Denn dies hier klingt eher amerikanisch-erdig, konkurrenzfähig fett und international beständig als nach Schweizern in der skandinavischen Einöde. Wer jedenfalls auf Bands wie Far, Hum, Tub oder die zuvor genannten steht, kommt hier voll auf seine Kosten.