Shugo Tokumaru
Port Entropy
Text: Sascha Krüger
Sie ticken einfach anders, die Japaner. Fast immer, wenn sie sich bei westlichen Musikstilen bedienen, entsteht dabei etwas, das gründlich aus dem Rahmen fällt. Es ist wohl eine Mixtur aus einer Kindheit mit den für unsere Ohren so lustigen japanischen Melodien und einer von westlicher Musik geprägten Jugend, die diese eigenwillige Klang- und Kompositionsästhetik erzeugt. So auch beim 30-jährigen Shugo Tokumaru, der auf seinem vierten Album ebenfalls herrlich zwischen den Stühlen hängt.
Als Kollaborateur von Bands wie The National, Beirut oder dem Sigur-Rós-Streicher-Ensemble Amiina kennt er die (wenn auch eher abseitigen) Ansätze an Musik aus dem nicht-asiatischen Raum, groß wurde er hingegen mit japanischem Pop. All das hört man in diesen zwölf flirrenden, oft verschachtelten und in ihren abgefahrenen Arrangements schwer greifbaren Songs. In einem Moment noch kaum wahrnehmbar leise, im nächsten aufgehend wie eine breit leuchtende Sonne am Horizont, und im dritten laut und in seinen Details so hektisch durcheinanderwirbelnd wie eine Horde Mücken im Einmachglas.
Die klangliche Ausgestaltung mit Flöten, Akkordeon, Harmonika, Xylophon und singenden Sägen und Gläsern tut ihr Übriges, um Port Entropy als eigenartiges und ebenso einzigartiges Songwriterwerk zu beschreiben. All das wäre anstrengend, wären da nicht die von einer einnehmenden Positivität getriebenen Songs, die einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Kurioses Ding also – für Leute, die sonst schon alles haben.