Doch gerade, wenn man Originäres schafft, kann das Fortfahren Probleme mit sich bringen. Da sind Erwartungshaltungen, eigene wie fremde. Da lauert die Gefahr des Selbstplagiats, weil ja jeder sofort weiß, wo der Hase laufen (besser: schleichen) wird. Um es vorweg zu nehmen: Sigur Rós haben sich – eigenes Tonstudio im Swimmingpool einer Wollmanufaktur (!) hin oder her – nicht neu erfunden. Nullomat. Sie spielen ihre kathedralenhaften, gleichsam sakralen Zeitlupenepen wie ehedem. Malen jenseitige, himmelweite Landschaften in Moll, die Herzen brechen können. Dennoch scheint es fast, als wäre man bemüht, in jeder Hinsicht einen draufzusatteln: Gesungen wird ab jetzt ausschließlich in Jon Thor Birgissons Fantasie-Idiom Hopelandish. Der Albumtitel lässt sich nicht aussprechen. Die einzelnen Kompositionen bleiben unbenannt. Auch Linernotes fehlen völlig. Reduce to the max. Rätsel galore. Einiges wirkt weniger schroff, beinahe konventionell. Was einst wie ein Geysir sich entlud, raus musste, wurde nun abgewägt, verfeinert. Andere Tracks klotzen mit den drastischsten Dynamikeskapaden, die Sigur Rós bislang aufgefahren haben. Und schließlich gibt’s das Grande Finale. Nur der Aha-Effekt ist futsch. Die Kinnlade bleibt zu. Unwiederbringlich. Ob das neue Material sich genauso ins Gedächtnis gräbt wie der grandiose Vorgänger, bleibt abzuwarten. Nicht bloß, weil die verbale Identifikation über Titel unterbunden wird. Ich hege zumindest Zweifel. Allerdings ganz zarte.
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