Silverbacks
Archive Material
Text: Anton Stechonin
Sänger Daniel OKelly leiert sich auf dem zweiten Album “Archive Material” gleichermaßen angeödet und amüsiert durch Geschichten über Beamte mit lachhaft großer Leidenschaft für ihren langweiligen Job, distanzierte Nachbarn, die während ihrer Zwangseinweisung beste Freunde werden, oder eine kleine Stadt, die durch eine Umgehungsstraße über Nacht von der Bildfläche verschwindet. Es sind voyeuristische, bizarre und ironische Erzählungen, die durch den süffisanten Vortrag des Frontmanns sofort zünden. Dennoch tut es gut, wenn Bassistin Emma Hanlon mit ihrer hellen Stimme und gefühlvollen Gesangsmelodien pointiert für eine Balance sorgt, die das Album davor bewahrt, ausschließlich Zyniker anzusprechen. Darunter rumpelt lässig stocknüchterner Post-Punk. Einige zurückhaltende Synthesizer lockern die Stimmung ab und an auf, trotzdem bleibt sich das Quintett musikalisch treu und eicht die eigene Coolness
am Maßstab der Strokes oder, um beim Original zu bleiben, von Television . Die Gitarren spielen vermehrt gegen- statt miteinander und erzeugen damit knarzige und gleichsam sympathische Reibereien. Selten spielt sich “Archive Material” in Rage, was aber auch nicht nötig ist – überzeugender Slacker-Rock funktioniert ohne Bluthochdruck schließlich am besten.