Felice versteckt die große Narbe nicht, die seit einer Herz-OP vor zwei Jahren auf seiner Brust prangt. Im Gegenteil, er trägt sie wie eine Kriegsverletzung. Als wäre sein Körper an dieser Stelle durchlässig für Emotionen geworden, scheinen hier Trauer und Bitternis ungehindert ausströmen zu können. Bis in seine Songs. Diese direkte Konfrontation ist für den Hörer nicht immer leicht zu ertragen. Felice erzählt die Geschichten seiner gebrochenen Figuren so intensiv, als wären es seine eigenen. Manchmal so beklemmend, dass einem beim Zuhören der Atem stockt. Man möchte die Ereignisse aufhalten und hat die Stopptaste ständig im Blick: “A pervert from Jersey/ With a thirty-thirty/ Found them girls rehearsing/ In a ballet school/ And when he bust in point his musket/ He turned lilly white muslin/ Into bright red bloom.” Dazu ein tiefer Griff in die pyrotechnische Trickkiste des gemeinen Folksängers: Seufzer, Jauchzer und Lamentos verstärken die Wirkung von Text und Melodie. Das klingt nicht nach der geselligen, borstigen Art der Felice Brothers, bei denen Felice sonst hinter den Drums sitzt. Oder nach der Heuboden-Melancholie von Mumford & Sons, die bei “You & I Belong” ein Gastspiel geben dürfen, was hier so seltsam deplatziert klingt, als führten Clowns einen Sketch bei einer Beerdigung auf. Das hier ist der überfällige Alleingang eines einsamen Grenzgängers zwischen Leben und Tod, der sein Publikum daran erinnern will, dass Lebensglück keine Selbstverständlichkeit ist.