Auf dem Papier soll das neue Bandprojekt den beiden Szene-Routiniers eine Möglichkeit bieten, aus dem glattgebügelten Pop-Punk-Raster auszubrechen und stilistisch Malen nach Zahlen zu spielen. Die Debüt-Single “Drug” klingt explosiv und leicht schwermütig, inhaltlich geht es um eine Person oder eine Sache, für die man alles tun würde, obwohl man genau weiß, dass sie einem schadet, sagt Gaskarth. So weit, so pubertär. Nichtsdestotrotz weht mit “Strange Love” ein frischer Wind durch den kommerziellen Pop-Punk, den man von Blink-182 und All Time Low normalerweise gewohnt ist. Der hymnische Titeltrack mit Synthpop-Einschlag versprüht gute Stimmung und eine käsige Weezer-Atmosphäre, “How To Live” ist ein melancholischer Song, den man in ein punkiges Pop-Outfit gesteckt hat. Das Duo habe seine sechs neuen Tracks erst komplett auseinandergepflückt, um sie anschließend zu einem echten Frankenstein-Monster aus trashigen Gitarren, verzerrten Synthesizern und treibenden Drumbeats zusammenzusetzen. Das klingt oft nach Effekthascherei, obwohl Hoppus und Gaskarth versuchen, viel Wert auf Originalität zu legen. Die kühlen Riffs in Adrenaline erinnern an Joy Division, und auch für lückenfüllende Na nana na nanas sind die zwei sich nicht zu schade. Das Konzept der kreativen Rebellion gegen ihren eigenen Sound geht trotzdem auf, schließlich reißen die Songs zwischen Pop-Punk, Noise und Alternative ordentlich mit. Und solange das Duo nicht mit Prog experimentiert, darf das musikalische Niveau auch mal flacher sein.
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Everything Opposite (EP)
VÖ: 11.10.2019