Single Mothers-Frontmann Andrew Thomson sollte man allerdings nicht beim Wort nehmen, so richtig glaubt er selbst nicht dran, als er Pandemie-geschunden das mögliche Ende seiner Post-Hardcore-Freaks ausruft. Doch in “Head Shrunk” mag es so klingen: “Trying to please a crowd/ I believe that I can leave it”. Thomson liegt auf der Therapiecouch, sinniert über Freud, Glückspiel, den Tod und scheint wehmütig, Musik hinter sich zu lassen – das zweite Mal nach seiner Auszeit, um in einer Goldmine zu schuften.
Eine Katastrophe, wenn man bedenkt, wie genial Thomson etwa in “Sad Dumb Game” hier über die Diskrepanz zwischen dem Auftreten von verwöhnten Blumenkindern und echtem sozialem Wandel ätzt: “I see a lot of hippies’ pushing smoke into the air/ Walking into new inflated housing”. Einmal mehr ist das Anger Management des Bandchefs on point, ebenso spannend ist die musikalische Häutung: Kantiger Hardcore wabert nur noch zwischen den Zeilen, wenn sich die Kanadier Indie-Eklektizismus inmitten von Heartland Rock und Noise hingeben. Das klingt in “On Sunset” nach Pixies oder versucht in “Inquisitor”, Wavves und Metz zu verschmelzen. Doch es sind Thomsons ausweglose Diskussionen über Hierarchien und Entlohnung in der Kunst, die “Roy” ausmachen, wenn Quincy Jones im Traum erscheint und die Band sinnbildlich für die Musikindustrie zu funky Bass niedermacht. Ein gelungener Abschied, der hoffentlich keiner ist.
Das steckt drin: Drug Church, The Hold Steady, Spice
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