Ganz im Gegensatz zu den Kollegen Red Aim gibt die Entwicklung der Sissies leider weniger Anlass zur Freude.
Im Vergleich zum sehr geschätzten Debütalbum muss ich Greetings From Burnhard Bahamas nämlich in der Kategorie Enttäuschung einordnen. Dabei hat zum Beispiel gleich der Opener Pissed Coyote alle Zutaten, mit denen man aus heißem Wüstensand (einen) Rock formt: den treibenden Groove aus fetten Trommelkesseln, heiser knarzende Gitarren, kraftvoll röhrende Vocals im Vordergrund, und der Bass wummert fern vom Horizont hinüber. Beim ersten, etwas flüchtigen Hören war ich daher auch nicht weiter beunruhigt, dass die Schweinerock-Posse aus dem hohen Norden hier etwas anderes als ein weiteres Highlight abgeliefert haben könnte. Hat sie aber leider. Die oberflächliche Frische der bereits vor einiger Zeit getätigten Aufnahmen verwelkt nämlich bei intensiverem Konsum. Natürlich muss man für düsteren Heavy-Punkrock keine jungfräulichen Riffs kreieren, aber muss es deswegen aus der untersten Schublade der Stoner-Mottenkiste sein? Dazu kann man zwar nach fünf Bier prima seinen Schädel schütteln, aber nüchtern betrachtet fehlt halt doch Substanz, um das Interesse auf Dauer zu fesseln. Die Bassdrum ist zu aufdringlich abgemischt, die Snare klingt im Vergleich dazu wie eine rostige Blechtrommel. Sänger Nico erweckt immer noch den Eindruck, als hätte er die Eier von John Garcia und Glenn Danzig gefrühstückt, doch verhaften seine Gesangslinien zu sehr in den vorgegebenen Bahnen der Saiteninstrumente, als dass er den Songs einen kickenden Impuls geben könnte. Mit einer amtlichen Lautstärke genossen erzeugt dieses Album allerdings immer noch wildes Vergügen. Und wer außer Kritikern hört solche Musik schon mit gedrosseltem Pegel?