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    Slash
    4

    VÖ: 11.02.2022 | Label: BMG/Warner
    Text:
    Slash - 4

    Andere Bands machen Platten wegen Covid-19, Slash und Myles Kennedy machen Platten mit Covid-19. Fast alle Musiker sind während der Aufnahmen von “4” in Nashville infiziert. Aber selbst das ist nur ein charmantes Stück Unvollkommenheit in der Superhelden-Klasse von 1987.

    Zehn Jahre nach ihrem gemeinsamem Debüt “Apocalyptic Love” sind Slash und Kennedy immer noch zusammen. Im ungefähren Drei-Jahrestakt passt zwischen geölte Solokarrieren stets ein weiteres Album, auf dem man gute Zeiten abfeiert – die eigenen und die von anderen. Im letzten Jahrzehnt ist auch sonst viel passiert. Beinahe wäre es das zweite geworden, in dem sich Slash und W. Axl Rose allenfalls SMS schreiben, statt 2016 wieder auf Tour zu gehen. Kurz davor stirbt mit Lemmy Kilmister ein Lebendexemplar des Rock’n’Roll. “4” klingt so, wie Slash und Kennedy das Raubein vermutlich in Erinnerung haben. Spontan, immer etwas doppelbödig und deutlich härter als ihr Ruf in der öffentlichen Wahrnehmung. Das liegt auch an Tour-Rhythmusgitarrist Frank Sidoris, der hier zum zweiten Mal nach “Living The Dream” im Studio mitspielen darf. Ihren Kniefall vor unsterblichem Lemmy-Rock verstecken die Verschwörer in Songs, die noch kein neues Guns N’ Roses-Album sein können. Im Opener “The River Is Rising” wirft Slash ein Sirenen-artiges Riff an, das schnell die Härtegrade von Velvet Revolver und King’s X erreicht. Im C-Teil galoppiert das Quintett für einige Takte mit ungewohnt schnellem Tempo davon, während Slash ordentlich die Bünde poliert – das drückende Uptempo macht die Verneigung vor Motörhead perfekt. Während “Whatever Gets You By” wie liegengebliebene Solo-Ware von Myles Kennedy vorbeitreibt, ist “C’est La Vie” der erste Ohrwurm des Albums. Der Song pendelt zwischen Sleaze und dem harten Funk der frühen Extreme und lässt die Hooklines aus Herrn Hudsons Fingern fließen. Slashs Gitarrenthema in “Fill My World” ist ein nahezu wörtliches Zitat von “Sweet Child O’ Mine” und trottet ähnlich schockverliebt durch die Sonne wie sein Vorfahr vor 35 Jahren. Es ist nicht nur das mitaufgenommene Einzählen von Schlagzeuger Brent Fitz, das “4” zu einer ungeschliffenen Rock’n’Roll-Platte mit starkem Live-Feeling machen. Bassist Todd Kerns darf auch mit Griffbrett-Slides auf der nächsten Eins landen, und in “April Fool” sieht man die Staubkörnchen in der Röhrenwärme über Slashs modded Marshalls fast tanzen. “Call Off The Dogs” lässt all das raus, was ohnehin die ganze Zeit wie ein Papst-Segen über dieser Platte hängt: schnelle Drums, kackdreiste Rock’n’Roll-Riffs und eine schreddernde Bass-Linie, die Lemmy wohl im Rainbow vergessen hat.

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