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    Sleaford Mods
    Spare Ribs

    VÖ: 15.01.2021 | Label: Rough Trade/Beggars/Indigo
    Text: André Bosse / Gerrit Köppl
    Sleaford Mods - Spare Ribs

    Vier-Ohren-Test

    Es bleibt ein Vergnügen, dem Duo bei der Zerstörung des britischen Selbstverständnisses zuzuhören.
    Absolut verständlich, wenn man das Konzept der Sleaford Mods als auserzählt empfindet. Der stoische Typ am Laptop, das Großmaul am Mikro. Billo-Beats und gallige Worte. Wahnsinnsformel! Aber “Spare Ribs” ist für Jason Williamson und Andrew Fearn bereits das siebte gemeinsame Album (bei den ersten vier bediente Simon Parfrement die Konserve), und weil die Grundkoordinaten gleichbleiben, darf man schon fragen: Stagniert das? Tut es nicht. Zu gelungen sind die kleinen Veränderungen. Zwei Gaststimmen unterstützen Williamson, Amy Taylor und Billy Nomates verrichten sensationelle Jobs. Motiviert von diesem neuen Pop-Appeal nutzt Williamson seine Vocals flexibler: mehr klare Gesangslinien, hörbare R’n’B-Anleihen – man merkt, dass er zuletzt zuckersüße Musik gehört hat. Der ätzende Tourette-Anteil behält natürlich die Überhand – dies sind nach wie vor die Sleaford Mods und kein Neo-R’n’B-Projekt. Die kleine Verschiebung in Richtung Pop sorgt aber dafür, dass “Spare Ribs” die nötige Frische besitzt, um die Sleaford Mods weiter im Spiel zu halten. Verständnis für alle, denen das noch zu wenig Bewegung ist. Stagnation klingt trotzdem anders.
    André Bosse

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    Pop-Appeal? Jason Williamson würde beim DSDS-Casting zu den am schlimmsten verspotteten Stimmen gehören.
    Gut, wenn Dieter Bohlen ihm dann einen Spruch drückt, zieht der Brite ihm eine Bierflasche über den Kopf und nimmt den selbsternannten Pop-Titan in einer saftigen Hasstirade komplett auseinander. Das macht er seit Jahren, damit trifft er den Zeitgeist und begeistert das Feuilleton. Auch auf “Spare Ribs” seziert er vorzüglich die kapitalistische Gesellschaftsordnung, in der die Mächtigsten die Schwächsten den Hunden zum Fraß vorwerfen. Aber macht er all das nicht wieder lächerlich, wenn er das jetzt so vorträgt wie ein vor der Theke stehender Trunkenbold, der lallend vor sich hin ventiliert? Schon auf “Eton Alive” wurde die Qualität der Musik schlechter und Williamson legte immer weniger
    Wert auf einen greifbaren Flow. Jetzt interessiert ihn gar nicht mehr, was Laptop-Bediener Andrew Fearn für Bassmelodien mit Blechdosenbeat auspackt und dreht frei – frei von jedem Rhythmus- und Melodiegespür. Sein “Gesang” in “All Day Ticket”, “Top Room” oder dem “Intro The New Brick” ist selbst dann unerträglich, wenn er ihn ironisch meint. Die einzigen tauglichen Stücke sind “Mork N Mindy” und “Nudge It”, weil hier Billy Nomates beziehungsweise Amy Taylor (Amyl & The Sniffers) die Hook singen.
    Gerrit Köppl

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