Egal, ob der Zuhörer die subtilen und weniger subtilen Formen von Unterdrückung, über die Sleater-Kinney sangen, als Frau aus eigener Erfahrung kannte, oder als Mann selber Teil des Problems war: weghören ging nicht. Dass “Call The Doctor” musikalisch kaum mehr als aufbereiteten Seventies-Punk bot, fiel nicht ins Gewicht. Das unmittelbare Artikulieren von Missständen war für Bands wie Sleater-Kinney wichtiger als musikalische Innovation oder Virtuosität, und Punk schien schon immer die richtige Art, einen Cocktail aus Wut und Verzweiflung zu servieren. Diese ungezähmte Angriffslust geht “Dig Me Out” größtenteils abhanden, was damit zusammenhängen mag, dass Sleater-Kinney sich vom einschränkenden Riot-Grrrl-Image lösen und einem größeren Publikum zuwenden wollen. Dass sie damit plötzlich öffentlich wirksam werden können, ist natürlich uneingeschränkt zu begrüßen. Nur ist diese gezähmte Sleater-Kinney-Variante – zusammen mit den manchmal richtungslosen Texten – nicht der Superknaller, den ich mir vom neuen Album erhofft habe. Und das meine ich als Fan, nicht als lieber Onkel, der den Mädchen sagt, wo es lang geht.
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