Der beste Song ihres zweiten Albums steht an erster Stelle. “Marina” ist eine Art Psychedelic-Folkrock-Taschensymphonie, ein permanentes Auf und Ab aus heulenden Fuzz-Gitarren, brummendem Bass, schleppendem Schlagzeug und den sich mindestens halberotisch umgarnenden Stimmen von Bret Constantino und Rachel Williams. Zwei Oktaven höher, wo Williams dann auch als Solosängerin brilliert, mogeln sich Eso-Synthies dazu – im Nachhinein ein Vorgeschmack auf das World-Music-Intermezzo aus Tribal-Beats und aufgekratzten Gospelchören, zu dem sich das Stück später noch hinreißen lässt. Es wird in diesen sechseinhalb Minuten überdeutlich: In den wenigen Monaten seit ihrem Debüt “Embrace” haben Sleepy Sun aus San Francisco in Sachen Songwriting und Selbstbewusstsein noch mal zugelegt.
So weit, so gut – würde sich im weiteren Verlauf nicht abzeichnen, dass sie sich ihrem markanten Sound schon jetzt so verpflichtet fühlen, dass vieles auf “Fever” zu gleichförmig gerät. Die ähnlich ausufernden, Rock betonenden Stücke “Desert God”, “Wild Machines” und “Sandstorm Woman” wirken für sich gesehen vorzüglich, variieren im Kern aber nur, was “Marina” gleich zu Beginn perfektioniert hat. So deuten Sleepy Sun eher in kurzen kargen Folk-Balladen wie “Rigamaroo” und “Ooh Boy” neue Seiten an. Ein Album, das locker um eine Klasse besser klingt, wenn man den Vorgänger nicht kennt. Alle anderen werden auf “Fever” vor allem ausgezeichnet in ihren Erwartungen bedient. Es gibt sicher Schlimmeres.
Artverwandte
Arboretum – “Song Of The Pearl”
Black Mountain – “In The Future”
Dead Meadow – “Shivering King And Others”