Ein bisschen klischeehaft ist es schon. Kaum ist Bret Constantinos Duettpartnerin Rachel Fannan raus – man spricht von internen Konflikten – und die Band ein reiner Männerclub, packen sie die Cowbell aus. Keine halbe Minute dauert es, bis das klassische Insignium des Classic Rock auf “Spine Hits” zum Einsatz kommt, und es steht Sleepy Sun nicht mal schlecht. Kein Wabern, kein Zucker mehr, das große Rauschen ist vorbei: Sleepy Sun aus San Francisco sind wohl die längste Zeit eine kleines Psychedelic-Wunder gewesen. Das wird auf “Spine Hits” mit zunehmender Spielzeit deutlicher, auch wenn der zweite Song, “She Rex”, mit einem entrückten Intermezzo einen kurzen Rückfall in die Vergangenheit antäuscht. Für einen Augenblick wähnt man sich in einem Hidden Track, den das Vorgängeralbum “Fever” (2010) nicht hatte. Dafür hatte Fever einen Haken, den “Spine Hits” nicht hat – herausragende Einzelsongs, Stichwort “Marina”, die zusammen mit den Rest leider kein herausragendes Album ergaben. “Spine Hits” legt es dagegen auf mehr Konstanz an und präsentiert Sleepy Sun als das nun alleinige Brainchild von Constantino. Der lässt stilistische Vergleiche von Janes Addiction (Creature) bis Velvet Underground (V.O.G.) zu und verfolgt damit offensichtlich eine Vision: Sleepy Sun zu einer so schnörkellosen wie vielseitigen Band mit kräftiger Rock-Schlagseite umzumodeln. Es wird ihn alte Fans kosten. Fair wäre nur, wenn es ihm ebenso viele neue beschert.