Den ersten zwei Platten von Slift hörte man noch an, wie sich das Trio freudig seinen Sound-Vorbildern wie den Osees annähert. Die Songs hatten die klassischen Trademarks der grassierenden Psych-/Garage-Welle. Hibbelige Stücke voller Freak-outs, einem Arsenal an Effekten und Experimentierfreude. Etwa in Form von Gästen, die zusätzliche Percussion und Flöte beisteuerten, während Schlagzeuger Canek Flores im Studio eine Farfisa-Orgel spielte und Gitarrist Jean Fossat auch einen Synthesizer bediente.
2020 bei “Ummon” ändert sich einiges. Die Band lotet aus, zu was sie fähig ist. Mit neuer Durchschlagskraft und Aggressivität wird das Album zu einem Kraftakt aus Space-, Prog-, Psych- und Post-Rock. Olivier Cussac steht der Band in seinem Studio in Toulouse zur Seite, nimmt auf, produziert, mixt, mastert und hilft aus mit Synthie, Glockenspiel, Vibraphone und Backgroundgesang. Es sind Details, die es live nicht braucht, denn die einzige Regel von Slift ist: “Alle Songs sind größtenteils live eingespielt, und es ist unsere Doktrin, sie so auch auf der Bühne umsetzen zu können”, so Fossat.
Für den Nachfolger “Ilion” specken Slift nicht ab. Aus elf Stücken in 72 werden acht in 75 Minuten. Das klingt übergeschnappt. Aber in den Soundsphären, in denen das Trio angekommen ist, greift man üblicherweise nach den Sternen. Eine homerische Geschichte erzähle “Ilion”, mit ihrer Musik wollten sie diese versinnbildlichen. “Da muss es Geheimnisse geben, Fragen, Orientierungsverlust – und den Eindruck, eine Wahrhaftigkeit zu erreichen, ohne ihr doch zu nahe zu kommen”, sagt Fossat. “Uns inspiriert das Unbekannte, Geheimnisvolle. Das treibt uns an. Für den Moment ist der Raum vor uns leer, voll Dunkelheit. Wir illuminieren diese Dunkelheit, indem wir gemeinschaftlich kreieren und nach und nach eine Musik aufdecken, die zuvor verborgen war, nur in unseren Köpfen existierte.”
Große Worte von Fossat. Nichts anderes verlangen die gewaltigen mitreißenden Berg- und Talfahrten. Bass und Schlagzeug liefern über weite Strecken eine treibende, niemals ruhende Fusion. Fossat türmt darauf Gitarrengebilde, so hoch wie Berge, so weit wie Täler – auf fremden Welten. “In search of a new world”, blökt er passend dazu in “Nimh”. Die Band setzt auf den Überwältigungseffekt. Für das schier endlose Auf und Ab, die andauernde Kollision aus Laut und Leise muss man gewappnet sein.
Das steckt drin: Earthless, Elder, Elephant Tree
weitere Platten
Levitation Sessions
VÖ: 07.01.2022
Ummon
VÖ: 28.02.2020
2016: Spacetrip For Everyone (EP)
VÖ: 28.05.2019
La Planète Inexplorée
VÖ: 28.09.2018
Space Is The Key (EP)
VÖ: 16.06.2017