Slower
Slower
Auf “Decade Of Aggression”, dem ultimativen Livealbum von Slayer, gibt es einen Moment, in dem sich Tom Araya ans Publikum wendet. Mit den Worten “You guys in the front here, keep an eye on each other, alright? If you see someone going down, help ’em out, alright? Thats what you’re here to do, help each other out.”, versucht er das Publikum in seinem Schaum etwas zu bremsen, nur um mit einem infernalisch gebrüllten “This one’s called ‘War Ensemble’!” die Halle lichterloh in Brand zu stecken.
Hört man die mehr als zehn Minuten lange Version des Songs von Slower, verwandelt er sich vom Brandbeschleuniger in zähflüssige, aber nicht weniger tödliche Lava. Spätestens dann ist klar, die Schnapsidee von Fu Manchu-Gitarrist Bob Balch und dem verstorbenen Poison Idea-Schlagzeuger Steven “Thee Slayer Hippy” Hanford hat Substanz. Ausgangspunkt war aber eine Gitarrenschülerin von Balch. Die wollte gern “South Of Heaven” spielen. Um es der Anfängerin leichter zu machen, verlangsamte Balch den Song und hob en passant ein neues Genre aus der Taufe: Slayer Doom.
Aber als er diese Idee zusammen mit Hanford weiter ausbauen wollte, setzte dessen Tod ihr ein vorläufiges Ende, bis Balch sie an Monolord-Drummer Esben Willems weitergab. In der Folge fügte sich eins zum anderen und so sind auf dem fünf Songs starken Debüt von Slower nun neben Balch und Willems Amy Barrysmith (Year Of The Cobra) und Laura Pleasants (Kylesa) als Sängerinnen sowie Scott Reeder (Ex-Kyuss) und Peder Bergstrand (Lowrider) am Bass zu hören. Vor allem letzterer ging im Vergleich zu den anderen nahezu unbeleckt an das Projekt, kannte er doch gar nicht alle Originale.
Die sind in der Tat nicht sofort erkennbar. Dafür legen die tiefergelegten und langsamen Versionen aber Dinge frei, die bei den Originalen in der Raserei untergehen. Am offensichtlichsten ist das in “South Of Heaven”, so etwas wie die Powerballade im Repertoire von Slayer, wenn Pleasants das “die” am Ende der ersten Strophe in die Länge zieht und die restliche Band verstummt. Slower gelingt durchweg, was gute Cover auszeichnet: Das Original würdigen, ohne es einfach nachzuspielen, und so zu dessen Kern vorzudringen. Wem Slayer also bislang zu schnell, zu stumpf oder rüpelhaft waren, der sollte es mit Slower probieren, denn Pleasants und Barrysmith bringen die Melodien in Slayers Songs zum Glänzen.
Das steckt drin: Esben And The Witch, Slayer, Year Of The Cobra
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Rage And Ruin
VÖ: 01.11.2024