Bei manchen Songs hat man das Gefühl, in ein Zeitloch gefallen zu sein. Plötzlich ist 1984, und leicht düsterer Synthie-Pop bildet den Soundtrack zur Zeit. Diese Art von Songs strahlt ein etwas unangenehm inszeniertes Leiden an der Welt aus. Vielleicht sind Slut alt genug, um sich noch an diese Zeit erinnern zu können, oder sie haben auf dem Flohmarkt alte Platten gekauft. Eines der herausragendsten Stücke ist die Single “Easier”, wo auf sehr effiziente Weise bei “She Sells” von der ’75er Roxy Music-LP “Siren” geklaut wird. Slut bevorzugen einen weichen, einschmeichelnden Sound, der sich nur selten an lauten Tönen bricht. Selbst wenn es dazu kommt, wie in “Andy”, wo sich plötzlich eine E-Gitarre zu Wort meldet, wird die harmonische Grundstimmung kaum unterbrochen. Eine Ausnahme könnte das aufgerauhte “No Time” sein, das mit Power-Pop-Anleihen und elektronischen Verzerrungen arbeitet. Gegen Ende des Albums wird die Instrumentierung zunehmend minimalistischer, was den Songs gut tut, weil der musikalische Habitus so weniger prahlerisch erscheint. In jedem Fall aber hält “Lookbook” eine Fülle toller melodischer Einfälle bereit, die man einer deutschen Band in argwöhnischen Momenten gar nicht zutraut hätte.
weitere Platten
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