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    Smile And Burn
    Seid ihr stolz auf mich?

    VÖ: 26.07.2024
    Text: Vivien Stellmach / Jonas Silbermann-Schön | Erschienen in: VISIONS Nr. 377
    Vier-Ohren-Test
    Smile And Burn - Seid ihr stolz auf mich?

    Machen Smile And Burn den Weg für Traumata im Punkrock frei oder packen sie ihren emotionalen Rucksack zu voll? Diese Frage klären wir im Vier-Ohren-Test.

    Im Punkrock hat das Thema Familientrauma bislang wenig stattgefunden. Smile And Burn ändern das.

    Das Berliner Trio klingt bei weitem nicht mehr so auf Krawall gebürstet wie auf “Besser sein als jetzt” (2022), stattdessen transportieren melancholische Gitarren ein Gefühl zwischen Wut und Traurigkeit: “Seid ihr stolz auf mich?” trägt den emotionalen Schmerz der Band schon im Albumtitel, im Song “Stolz” stellt Sänger Philipp Müller ebenjene Frage im Refrain. “Denn ich wollte nur gefallen/ Bitte lasst mich nicht allein”, singt er dazu. Der Sound klingt luftiger und reduzierter, somit nachdenklicher und in Songs wie “Die Jahre Zweifel”, “Hier hält gar nichts” und “Alle verlieren” krachiger.

    Über allem schwebt nicht nur die eigene emotionale Last, die Müller wie in “Asche von gestern” sprechsingend verarbeitet, sondern auch der Schmerz über die politische Weltlage. Hoffnung schüren Smile And Burn selten, aber das ist auch nicht die Intention ihrer Platte. Es geht vielmehr um Verständnis, eine Art Selbsttherapie und vor allem darum, dass es okay ist, über traumatische Erlebnisse zu sprechen. Zeilen wie “Wir waren alle müde irgendwann” klingen resignierend, beschreiben aber auch eine Generation, die beginnt, ihren emotionalen Rucksack langsam auszuräumen. Vivien Stellmach

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    Smile And Burn packen ihren emotionalen Rucksack zu voll und fallen hinten über.

    Immerhin auf den Versuch ihrer neuen Ernsthaftigkeit können die Berliner tatsächlich stolz sein. Sich sensiblen Themen wie transgenerationaler Weitergabe, Generationenkonflikt und Depressionen zu widmen, erfordert Mut und Fingerspitzengefühl. Umso ärgerlicher, dass die Hand zu oft im Schmalztöpfchen landet.

    Was kleben bleibt, sind endlos durchexerzierte Emo-Herzschmerz-Phrasen, die über zwölf Songs auch kein Hardcore-Exkurs (“Alle Verlieren”) oder NNDW-Flirts (“Asche von gestern”) retten können. Zu oft klingen Philipp Müllers Zeilen nach über Gitarren gelaberten Wandtattoo-Sprüchen, die aber nicht das Wohnzimmer der Klavierlehrerin zieren, sondern die Pinnwand in einer Studenten-WG nach dem großen Philosophie-Blockseminar.

    Besonders leidig: “Die Jahre Zweifel” mit seinem Sing-Sang-Refrain (“Du sagst bald wird alles wieder einfach/ Sag mir einfach nur Bescheid”) oder Pathos-Keule “So Falsch” bedienen statt ernsthafter Kritik an ökonomischen Verhältnissen und dem kollektiven Wegsehen eher den Hang zur ergriffenen Floskel. Trotz allem: Die raue Produktion steht dem Trio – und das Herz haben Smile And Burn eh am richtigen Fleck. Jetzt müssen sie nur noch die Phrasen stecken lassen. Jonas Silbermann-Schön

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