Rootsy Songwriting aus der Dub-Dose. Mit DrumnBass hat das nur noch ganz am Rande zu tun.
Wenn sich selbst die Epigonen eines Musikstils von ebendiesem abwenden, hat das meistens ernstere Gründe. So wohl auch bei Smith & Mighty und dem von ihnen über Jahre heftigst propagierten DrumnBass. Diese Gattung, so scheint es, ist so ausgelutscht wie Rocco Siffredi nach einer fünftägigen Porno-Produktion. Wohl auch deshalb fuhr schon ihr letztes Album Big World, Small World vor allem auf breit wummernden Dub- und HipHop-Highways, anstatt dem funky Hibbelbeat zu frönen. Die neue Platte knüpft da nahtlos an und geht sogar noch ein gewaltiges Stück weiter. Oder vielmehr: zurück. Denn in Soundgestaltung, Songwriting und vor allem den gelegentlich männlichen, meistens jedoch weiblichen Leadvocals ist so viel Roots-Reggae, Ragga und Dub enthalten, wie man es auf einem neuen Release schon länger nicht mehr vernahm. Genau genommen hört man allerhöchstens an den eingestreuten Klangeskapaden, verdrehten Bässen und verwirrenden Fiepsern, dass es sich nicht um eine Jamaica-Platte aus den frühen Achtzigern handelt. Tradition trifft auf State-of-the-art-Produktion, Klassisches vermählt sich mit Modernem, Dreadlocks und Computergeneratoren verbrüdern sich zum endlos schwoofenden Monsterdub. Das ist schön und fett und höchst versiert zusammen geschraubt. Nur eins bietet es dann doch nicht: wirklich neue Erkenntnisse.
weitere Platten
Big World Small World
VÖ: 31.01.2000