Paul Smith
Contradictions
Text: Markus Hockenbrink
Paul Smith weiß um seine Qualitäten. Als Performer mit Schmiss und Hang zur Selbstironie macht der Sänger genauso eine gute Figur wie als schlanker Dandy, der das schüttere Haar unter seinem Bowler Hat versteckt. In Interviews ist er stets entwaffnend nett, und seine Songs klingen wie Anschauungsmaterial aus dem Songwriting-Workshop. Das Thema war von Anfang an bekannt: Liebe, und zwar entlang der Koordinaten tragisch/romantisch/selbstverliebt. Smith-Songs handeln von Liebhabern, die Wartesäle mit Schlafzimmern tauschen, die wortlos an Steilküsten stehen und die nicht wissen, was sie wollen, obwohl beide genau dasselbe wollen. Ein bisschen Anzüglichkeit und Boshaftigkeit schwingen meistens auch noch mit, denn niemand kann Sätze wie “I was still dreaming of the coat-check girls” oder “Can you lower standards for me?” so singen wie Paul Smith, der sich gut mit seinen Eltern versteht, ansonsten aber auch als Geordie-Casanova durchgeht. “All my dreams are contradictions” heißt es auf seiner neuen Soloplatte, aber dieser Erkenntnis geht kein Seelenstriptease voraus, sondern nur ein gut geschriebener Song über die reizende Unmöglichkeit amouröser Erfüllung. Möglicherweise wären literarische Kurzgeschichten ein fruchtbares Betätigungsfeld für Paul Smith, der die 13 Songs auf “Contradictions” mit hübschen Bildern, aber zunehmend lahmeren Melodien versieht. Einerseits passt das zur sepiagetönten Stimmung auf der LP, andererseits klingt es, als ob sich Paul Smith von der Kunstform Popsong langsam verabschiedet.