Und in der Tat sperren sich die elf eingängigen Songs von “Genuine” wenig gegen die Einsortierung in die Schubladen des Melodic-Punk-Schranks. Das ist natürlich zunächst mal keine Schande, aber zu befürchten steht, dass Snitch – einmal registriert, archiviert und abgelegt – das Schicksal vieler Bands dieses Genres teilen und in der Masse der Konkurrenz untergehen. Dabei ist die Kost, die das Schweizer Trio auf ihrem zweiten Longplayer serviert, durchaus gehaltvoll, denn die spritzige Dynamik der Dwarves, das Melodiegefühl der Donots und eine Stimme, die an das bierselige Röhren vom durchfurchten Leatherface Frankie Stubbs erinnert, sind Zutaten mit Nährwert und Geschmack. So gefallen kompakte Dreiminuten-Stücke wie “Untitled”, “Spacediver” oder “Never Surrender” in ihrem Drive und ihrer knackigen Kürze: frische Mitwipper, denen man eine Menge Spaß am Spiel anhört. Doch die Sprinter-Qualitäten, die Snitch in vielen Momenten unter Beweis stellen, reichen nicht für die Langstreckendistanz eines ganzen Albums. Mag man der jungen Band die wenig originellen Mädchen/Saufen/Rockshow-Lyrics noch verzeihen, doch das ideenarme Songwriting enttäuscht spätestens beim zweiten oder dritten Hören. Durch den Mangel an Mut, aus den schablonenhaften Song- und Soundstrukturen auszubrechen, verpassen Snitch die Chance ihrem soliden handwerklichen Können einen individuellen Stempel aufzudrücken. Schade, denn bei der im Booklet so nachdrücklich formulierten Symphatie fürs Skaten und Snowboarden wäre es doch schön gewesen, eben jenen Trendsportarten einen markanten Soundtrack zu liefern.