Soen
Memorial
Eigentlich kritisiert die Single “Unbreakable” die menschliche Tendenz, ständig an irgendetwas glauben zu müssen – und doch lädt der Chorus “I need something to believe” zum enthusiastischen Mitsingen Tausender ein. Soen können es nicht lassen, große Gefühle wecken zu wollen, selbst dort, wo sie denkbar unpassend sind.
Die wiedergefundene Härte, die das Tool-Intro zu “Sincere” verspricht und von den Riffs aus “Icon” eingehalten wird, wirkt dagegen wie eine nur halbherzige Entschuldigung. Natürlich hilft es auch nicht, dass sich Sänger Joel Ekelöf an einer dieser Chad Kroeger-Imitationen versucht, die Generationen von Castingshows als Markenzeichen mutmaßlicher Rocker etabliert haben. Alternativ teilt er in salbungsvollem Tonfall Erkenntnisse wie “No one believes that happiness can’t be bought” (“Tragedian”) oder “Life only gives us one chance” (“Fortress”), wobei Boomer-Weisheiten wie “Facebook-Freunde sind keine echten Freunde” zu “For the ‘likes’ you chase, they don’t mean anything” (“Sincere”) umformuliert werden.
Allem Ringen um Bedeutung und aller Beharrlichkeit zum Trotz, mit der Soen Part an Part reihen, erreicht “Memorial” letztlich keine Qualität, die sich originell oder gar inspirierend anfühlt. Ob das Album damit eine Parodie auf modernen Progrock oder dessen Sinnbild ist, weiß man nicht.
Das steckt drin: Haken, Leprous, Volbeat