Soft Play
Heavy Jelly
Wegstecken mussten Laurie Vincent und Isaac Holman zuletzt einiges: ein psychischer Zusammenbruch, Selbstzweifel, Todesfälle und die Belastung als alleinerziehender Vater. Fast hätte das Duo seine aussichtsreiche Karriere nach drei Alben an den Nagel gehängt. Soft Play entschieden sich aber für einen Neuanfang, der sich an eine Weisheit von Vincents Jiu-Jitsu-Lehrer hält: Im Kampf sollten sie sich verhalten wie “Heavy Jelly” – schwerer Wackelpudding. “Ziemlich albern, aber wir hatten eine verdammt harte Zeit”, fasst es Vincent treffend zusammen.
“Heavy Jelly” findet in der Tat das Gleichgewicht zwischen Albernheiten und Ernsthaftigkeit. Albern sind Songs wie “Act Violently”, eine Hasstirade auf die modernen Geißeln der Menschheit: E-Scooter und Vape-Pens mit Wassermelonengeschmack. Holman wütet “Get that fuckin’ scooter off the path” und klingt hinter dem Nu-Metal-Geschredder seines Kollegen nach einer Punk-Version von System Of A Downs “Shimmy”. Auch sonst war der musikalische Anhaltspunkt für Vincent alles, was damals bei Kerrang! TV oder MTV2 lief. Verkopfte Blur-Momente und Gesangsversuche wie noch auf “Acts Of Fear And Love” (2018) lassen die beiden deshalb stecken, und Holman macht, was er eh am besten kann: sich mit seinem Hooligan-Sprechschreigesang die Seele aus dem Leib kotzen.
Auch sonst ist kaum etwas soft: Die brutale Comeback-Single “Punk’s Dead” knöpft sich mit knirschender Gitarre und Presslufthammerschlagzeug die Hasskommentare nach ihrer Namensänderung vor –mit einem Augenzwinkern, sonst würden sie auch nicht Edel-Fan Robbie Williams die Bridge singen lassen.
Ernster sind sie mit Zeilen wie “My brain is a battlefield/ I’m struggling to hold/ External factors must/ Be controlled” eröffnet Holman in “Isaac Is Typing” wie ihn seine Zwangsstörung lähmt. Vincent imitiert dazu Korns “Freak On A Leash”, ohne peinlich zu klingen. Bittersüß hingegen ist ihr Abschied von gleich mehreren geliebten Menschen in “Everything And Nothing”. “I see your smile in other peoplе’s faces”, schreit Holman mit heiserer Stimme in der Folkballade, die mit Mandoline und Streichern an “Losing My Religion” erinnert. Ein würdiger Abschluss für das wohl kohärenteste Album dieser zwei Sympathen, die einen nach der Kneipenschlägerei in den Arm nehmen und auf eine Runde einladen.
Das steckt drin: Bob Vylan, Korn, Robbie Williams
weitere Platten
Acts Of Fear And Love (als Slaves)
VÖ: 17.08.2018
Take Control (als Slaves)
VÖ: 30.09.2016
Are You Satisfied? (als Slaves)
VÖ: 29.05.2015