Sólstafir
Endless Twilight Of Codependent Love
Text: Katrin Ernst
Als Metalband definieren sich die Isländer schon lange nicht mehr, denn spätestens mit “Ótta” von 2014 nahm das Quartett um Frontmann Aðalbjörn Tryggvason eine neue Etappe seiner exzessiven Genre-Odyssee in Angriff. “Akkeri” hat zwar unbestreitbar Heavy Metal im Blut, der klingt aber trotz nostalgischen Iron-Maiden-, Judas-Priest- und Thin-Lizzy-Referenzen unverkennbar nach Sólstafir. Niemand sonst würde wohl auf die Idee kommen, noch ein atmosphärisches Post-Rock-Interlude einzulegen, bevor die Cowbell die zweite Runde Doppel-Leads einläutet. Einen denkbar großen Kontrast dazu bildet im Anschluss das meditative und stark reduzierte “Drýsill”, gefolgt von “Rökkur” mit seinem märchenhaften Arrangement aus Streichern, Klavier, Glockenspiel und einer Art Sprechgesang. In “Her Fall From Grace” kann man sich über Tryggvasons unkonventionellen Gesang und “Na na na na”-Textpassagen streiten, mit getragenem Hall und repetitiven Gitarrenmelodien versinkt der Song aber wortwörtlich in Depressionen. In einer triumphalen Hommage an die frühen Alben sorgt Dionysus allerdings gleich darauf mit Blastbeats und wildem Kreischen und Brüllen für Bewegungsausgleich. Die Wiederentdeckung der Kantigkeit und Dynamik ist es, die “Endless Twilight Of Codependent Love” insgesamt von seinem Vorgänger “Berdreyminn” abhebt. Dass dieser unbedingte Eigensinn sich nicht durch Gefälligkeit auszeichnet, dürfte klar sein.
weitere Platten
Hin helga kvöl
VÖ: 08.11.2024
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VÖ: 26.05.2017
Ótta
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Svartir Sandar
VÖ: 14.10.2011
Köld
VÖ: 27.02.2009