Die Nachricht löste nicht gerade Begeisterung aus: Die MARS-Jungs featuring Thomas D. und Ex-Thumb-Axel machen mobil und hängen sich die Gitarre um – da erwarteten viele ein genretypisches Crossover-Album mit viel Tamtam. Um so größer und schöner die Überraschung, dass hier eben nicht unbedingt auf deutsch RATMisiert wird, sondern dass sich Son Goku unter dem großen Banner des (Alternative) Rock versammeln, sich mal Lüde & die Astros-mäßig einen zurechtrocken und im Grunde viel eher einer Band wie Therapy? nacheifern, als die allmächtig plättende Groove-Keule zu schwingen. Gerappt wird wenig, und das Augenmerk liegt eher auf den Gitarrenriffs als auf dem hüpfinduzierenden Groove. “Wir wollten einfach nur rocken” lautet die Erklärung für ein Album, dem man die Spontaneität der Entstehung genauso anhört wie die Devise, stets die erste Idee zu verwenden. Dass dabei nicht immer das beste Ergebnis erzielt wird und “Crashkurs” bisweilen zu simpel strukturiert klingt, dürfte klar sein, andererseits haben es Son Goku auf diese Art aber geschafft, eine seltsam befreite Lockerheit auf Platte zu bannen, die man hierzulande in dieser Stilrichtung nicht oft findet. Und das bezieht sich auch auf die lyrische Ebene, die natürlich das hehre Anliegen der MARSianer transportiert, andererseits aber nicht so stark im Vordergrund steht, so dass man die Songs auch gut nebenbei, ja fast wie bei englischen Texten, einfach mitlaufen lassen kann.
Ingo Neumayer 8
Eines kann man Thomas D. schwer vorwerfen: dass er unerwartet und berechnend auf ein Erfolg versprechendes Trittbrett aufspringt. Der meint es ernst. Wir erinnern uns vage an ein – allerdings unterirdisches – Projekt namens Megavier, wo sich des Chefrappers Crossover-Traum schon einmal lautstark Bahn brach. Quasi direkt aus der ideologisch kredibilen MARS-Kommune heraus und mit Ex-Thumb-Klampfer Axel Hilgenstöhler am musikalischen Steuer folgt nun der zweite Versuch. Und der schmeckt gleich mehrfach bitter. Mal davon abstrahiert, dass mit altbekanntem Brachial-Riffing, wuchtigen HipHop-Grooves und Gerappe wahrlich kein Ideen-Oscar mehr gewonnen wird: Was sollen diese gleich von zwei Oberlehrern brav runter gebeteten Gutmenschen-Slogans? Verantwortung. Gemeinschaft. Schicksal. Alle für jeden. Die kalte Welt. Buhu! Drunter geht`s nicht. Um so ärgerlicher, all dies ausgerechnet von einem serviert zu bekommen, der sich längst gen ländlichen Eskapismus verdrückt hat. Wenn Komi Togbonou dann “lasst uns aufhör`n damit, uns wehzutun” heult (“Sofort aufhören”), hilft nur noch peinlich berührtes Abschalten. Man kann die Sozialarbeiter-Sandalen förmlich riechen! Das ist RATM für die Jugendgruppen-Disse. “Die ganze Welt wartet auf ein Zeichen”, psalmodiert Herr D.. Schon recht. Ein `Attac`-Beitritt bleibt trotzdem die schlüssigere Wahl.
Patrick Großmann 3