So schön hat Verzweiflung nie geklungen. Die Sounddateien, die zwischen Los Angeles, Lotts Heimat, und New York hin- und hergeschickt wurden, um den Input von Gitarrist Rafiq Bhatia und Schlagzeuger Ian Chang einzuholen, enthielten zwar von Anfang an die bekannte Melodieverliebtheit von “Bones” oder “Lanterns”, jedoch konnte und wollte Lott seine Lebensumstände nicht von seiner Kunst trennen. Als junger Vater, angesichts des desaströsen Ausgangs der US-Präsidentschaftswahlen und in Trauer um einen gerade gestorbenen Freund setzte er sich musikalisch mit den negativen, unsicheren Seiten der Existenz auseinander. Echos aus seinen Soundtrack-Arbeiten fließen auf “Brighter Wounds” ebenso ein wie die von Sisyphos, seiner Zusammenarbeit mit Sufjan Stevens. Über allem liegt ein irgendwie andersweltlicher Klangteppich, der jedes Stück aus der Realität kickt. Seltsam kaputte Drum-Samples im zerpflückten “The Fool You Need” führen ein Eigenleben, während sich das Stück in seinem Verlauf mehrmals selbst zerlegt. Selbst Songs wie “Slowly”, die im Ansatz einem klassischen Soul-Gedanken folgen, wirken zerfahren und zerstückelt. Das überwältigende “All Directions” schickt ein ganzes Orchester aus Perkussion, Streichern und Chor in den Overdrive, während das somnambule, in verzerrtem Schlagzeug gipfelnde “Surrounded” in schönsten Harmonien erläutert: Youre losing your soul. Son Lux verunsichern mit Erfolg. Ihre Aussage: Von einem Takt zum anderen kann alles verschwinden. Hier ist die Zukunft, du kannst dich auf nichts verlassen.
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