Eigentlich gibt es ja klare Regeln für Alben wie dieses hier: Wer beschwipsten Songwriter-Pop mit Luxus-Instrumentierung spielen will, muss entweder ein siebzigjähriger Anzugträger oder aber ein bierbäuchiger Thirtysomething sein, der seit 25 Jahren ununterbrochen eine Wollmütze auf dem Kopf trägt. Sondre Lerche ist allerdings noch nicht mal 25. Und einen Anzug hat er wahrscheinlich zuletzt am Tag seiner Konfirmation angehabt. Aber trotzdem: Der Junge zockt sich mit Streichern, Klavier und Wildwest-Gitarre um den Verstand, als wäre er vom Badly Drawn Boy höchstselbst auf einer Norwegen-Tour gezeugt worden. “Two Way Monologue” ist luftdurchlässiger Pop, orchestrale Völlerei und abgeschminkte Kammermusik. Ein Album an der langen Leine, auf dem sich merkwürdige Klangspielchen und durcharrangierte Bläser gute Nacht wünschen. Und trotzdem ist es von vorne bis hinten das Werk eines Mannes, der jederzeit den Überblick behält. Nachdem sich im gesanglosen Opener “Love You” gleich mal alle Instrumente warm spielen dürfen, die hier zum Einsatz kommen, fallen einem die erhabenen Songs danach nur so in den Schoß. “On The Tower” mit seiner feisten E-Gitarre. Der herrlich ausartende Titeltrack. Oder das vergnüglich fiepsende “It’s Too Late”. Dass Sondre Lerche bei aller musikalischen Ausgelassenheit eigentlich ein ziemlich kühler Kerl ist und Texte singt, die nun gar nicht lustig sind, macht dann natürlich auch nichts mehr. Gemeinsam sind wir einsam. Und wünschen uns wieder einmal mehr solche Typen. Mensch, wo seid ihr denn alle?