Reibung ist seit jeher das große Thema der schottischen Sons & Daughters. Die Songs drehen sich zumeist um das Hin und Her in guten wie in schlechten Zeiten einer Beziehung, die beiden Stimmen von ihr (Adele Bethel) und ihm (Scott Paterson) haben zwar nicht die Klasse der großen Duette der Rockgeschichte, aber die bissigen Zwiegesänge funktionieren doch ganz ordentlich. Dass Mirror Mirror, das dritte Album der Band aus Glasgow, dennoch nur schwer zündet und sehr deutlich dem exzellenten Debüt The Repulsion Box hinterherhinkt, liegt am strengen Klangkonzept: Die Sons & Daughters ließen endgültig alle Johnny-Cash- und RocknRoll-Einflüsse im Pub um die Ecke zurück und ziehen dezent geschminkt in die Postwave-Disco. Viele Momente auf dieser Platte lassen vermuten, die Band habe versucht, sich als eine Art moderne und düstere Version der unkopierbaren B-52s zu inszenieren. Vor allem deren Song Planet Claire ist die Blaupause, mit der die Sons & Daughters ein ganzes Album gestalten wollen. Das kann nicht funktionieren – und so bleibt es leider nur bei ein paar mitreißenden Augenblicken. Wenn Adele Bethel zum Beispiel in Silver Spell das Albummotto Mirror Mirror fleht, sinkt das Herz für einen Moment in die Magengrube. Da ist sie doch, die Intensität! Auch Rose Red mit seiner toller Gitarre und das torkelig-verregnete Wave-Stück The Beach haben Klasse. Dafür stürzt vor allem Ink Free ab: Ein Song über die kreative Krise, die Schreibblockade – Gott bewahre uns vor solchen Petitessen aus den Proberäumen. Wir wollen auch einen Bäcker nicht klagen hören, dass er immer so früh aufstehen muss, sondern seine Brötchen essen.