Selbst wenn man die Schweizer Neutralität einmal beiseitelässt: Das Trio aus Zürich lässt sich stilistisch nicht festnageln, und das ist seine große Stärke. Das gilt auch für die unterschiedlichen Stimmungslagen, die die Band unter einer Trikolore aus Stoner Rock, Punk und Noise vereinigt. In “Uncle” poltern ein Shredder-Bass und zerfetzte Gitarrentexturen um Yannick Consaëls pathologisch klingenden Gesang herum. Man wäre im Folgenden auf einen sensationell deprimierenden Tribut an Nirvana vorbereitet. Aber nichts da: “Kneel” geht nach vorne, reißt am Kragen, verliert unkontrolliert Rotz und ist das punkige Gegenteil von den passiv-aggressiven Farben des Grunge. Hardcore-Shouts mischen sich um blutig gespielte Riffs und der Schlagzeugbeat von Fidel Aeberli drückt zum Ende des Songs das Gaspedal durch. “Belgrade” verlässt die abgezirkelten Vierviertel und schaut Riffs bei Motörkopf Eddie Clarke aus den 70ern ab. In Misli Teku überlässt Consaëls seinem Kollegen am Bass das Mikrofon für einige Zeilen auf Serbisch – Grenzen sind Sooma in jeder Hinsicht fremd. Im Hintergrund geistern dazu Chöre wie aus einem sparsam abgemischten Queens-Of-The-Stone-Age-Song herum, auch die entrückten Gitarren passen in dieses Bild. In “Joy” täuscht ein Basslauf kalifonischen Bubblegum-Punk an, den Consaëls mit gutem alten BluesnRoll versieht – auch das weicht von der reinen Lehre aus Seattle ab. Am großen Hit rasen Sooma auf ihrem Debüt noch haarscharf vorbei. Die Anlagen und die Offenheit dafür werden in dieser angenehm ideologiefreien Zone aber schon hörbar.
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