Seine Heimat San Diego verließ Proper-Sheppard zu Beginn der 90er. Seither residierte er jeweils für einige Jahre unter anderem in LA, New York, London, Brüssel, Amsterdam – um nun vor drei Jahren in Berlin zu landen. Es sei nie seine Intention gewesen, solange unterwegs zu sein, es habe sich eben ergeben. Jetzt also Berlin ohne Deutschkenntnisse. Er zuckt mit den Schultern: “Ich habe zwar einen Deutschkurs gemacht, als ich hier ankam, aber davon ist nichts mehr übrig. Das Problem mit Berlin ist, dass ich hier oft kein Deutsch sprechen muss, selbst wenn ich wollte. Weil es hier kaum jemand spricht!”, lacht er. Sein Umzug nach Berlin ergab sich ähnlich unvorhersehbar wie etwa sein langer Aufenthalt in Brüssel bis vor einigen Jahren: Aus einem Besuch wurde ein Interesse, aus dem eine Zuneigung erwuchs, das letztlich in einer derartigen Liebe zu der Stadt mündete, dass er dort für eine Weile leben wollte. Das zu erzählen, ist insofern wichtig, als es zweierlei erklärt. Zum einen die Vielschichtigkeit und den Mut zur stilistischen Veränderung, die die zahlreichen Sophia-Alben befeuern, denn jede Stadt hat einen Einfluss auf die Musik, die Proper-Sheppard macht. Sicher, im weiteren Sinn changieren alle Platten zwischen glanzvollem Pop und virtuosem Singer/Songwriter-tum, doch im Detail wird jedes Album von einem anderen Gefühl getragen. Zum zweiten erklärt es den Umstand, warum Sophia außer beim Debüt “Fixed Water” von 1996 sowie beim aktuellen Album “Holding On/Letting Go” stets ein Soloprojekt war: Weil erstens keine feste Band bereit gewesen wäre, mit ihrem Frontmann alle paar Jahre das Land zu wechseln, und weil Sophia für Proper-Sheppard das einzige tatsächliche Gefühl von Zuhause darstellt. “Und sein Zuhause teilt man ja nur in besonderen Fällen mit anderen Menschen”, findet er. Was Berlin für das aktuelle Album bewirkt hat: “Ich war beim Schreiben neuer Songs stets extrem Ich-zentriert, immer ging es nur um meine Emotionen, Erlebnisse, Dinge, die ich zu verarbeiten hatte. Alles gipfelnd in dem Album “There Are No Goodbyes” – eine ganze Platte, die sich nur darum drehte, eine Trennung aufzuarbeiten. Seit ich in Berlin lebe, habe ich einen Weg gefunden, über Dinge zu schreiben, die uns alle betreffen, die jeder von uns so empfinden kann. Das Schöne daran ist: Auch diese Entwicklung entstand ganz natürlich.” Hat sie auch den Blick derart geweitet, dass man nun künftig noch viele Sophia-Platten aus dieser Perspektive erwarten kann? “Ich möchte nicht zu dramatisch klingen”, sagt er abschließend, “aber ich weiß im Moment wirklich nicht, wie viele Sophia-Alben ich noch in mir trage. Vielleicht war diese Transformation auch die letzte, die diese Band erleben wird.”
weitere Platten
As We Make Our Way (Unknown Harbours)
VÖ: 15.04.2016
There Are No Goodbyes
VÖ: 24.04.2009
Technology Won't Save Us
VÖ: 27.10.2006
People Are Like Seasons
VÖ: 12.01.2004
De Nachten
VÖ: 20.03.2001
The Infinite Circle
VÖ: 04.09.1998
Fixed Water
VÖ: 04.11.1996