So paradox es klingt: Gerade ihre Virtuosität könnte Frau Hunger schnell zur Gefahr werden. Ihre stimmliche Stärke, gepaart mit Kollaborationen, Erfahrungen und Auszeichnungen in der schweizerischen und französischen Jazz-Szene, wäre die beste Grundlage für eine Karriere in der solventen und natürlich auch etwas langweiligen Welt der internationalen Jazz-Festivals. Doch diese Geister lösen sich im Nichts auf mit dem Hören eines beliebigen Songs dieser Platte. Den gospelhaften Opener “Leave Me With The Monkeys”, das proklamatorische Titelstück, das wunderbar elegische “Broken English” oder, oder, oder. Sophie Hunger führt den Begriff Songwriting auf seine Essenz zurück, ohne ihn mit Behäbigkeit gleichzusetzen. Akustische Gitarren und eine einfühlsame Backing-Band rollen die dunklen Szenenbilder aus. Doch im Vordergrund stehen die mitunter seltsam skizzenhaften Geschichten und eine immer von leiser Schwere gefärbte Stimme. Selbst ein klassisches Chanson wie das Noir-Desir-Cover “Le Vent Nous Portera” erhält in Hungers Version einen fast tragischen Unterton. Ihren Vortrag in den vier sie prägenden Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und Schweizerdeutsch muss man wohl korrekterweise als wahrhaftig beschreiben, auch wenn dieses Adjektiv kaum beschreibt, wie sie dem Hörer imaginär von der anderen Seite des Tisches entgegenstrahlt, trauert oder zwischen den Tönen lächelt. Diese Musik muss sich dann auch nicht bemühen, um zu berühren. Es ist ihr Wesen.
weitere Platten
Halluzinationen
VÖ: 04.09.2020
Molecules
VÖ: 31.08.2018
Supermoon
VÖ: 24.04.2015
The Rules Of Fire (Live)
VÖ: 06.12.2013
The Danger Of Light
VÖ: 26.09.2012
Monday's Ghost
VÖ: 10.10.2008
Sketches On Sea
VÖ: 07.09.2007