Soulsavers
It's Not How Far You Fall, It's The Way You Land
Text: Patrick Grossmann
Weit nach Mitternacht, irgendwo in Nottingham. Zwei Gestalten hocken im Halbdunkel und haben den Blues. Es herrscht eine sakral-erhabene Grundstimmung. Tränen bahnen sich ihren Weg aus Augenwinkeln, bevor wenig später die Welt untergeht. “Before I go Im hangin a cross on a nail”, schwört eine Stimme aus dem Off. Der Letzte macht die Tür zu. Doch wo die meisten Trauerklöße zur akustischen Gitarre greifen, liegen für Rich Machin und Ian Glover Mausklicks, Scrollbalken und Pull-Down-Menüs näher. Statt einer Kerze glimmt ein Monitor. Schon ihr Debüt “Tough Guys Dont Dance” zeigte die beiden Seelenretter in guter Form und bewies, wie man abseits des abgegrasten TripHop-Spielfeldes weiterhin Elektronika basteln kann, die vor warmen Samples, Menschlichkeit und Abgründen glüht. Doch während damals Spain-Kopf Josh Haden einen guten Job als Gast-Vokalist hinlegte, leiht den zehn düster-religiösen Versuchsanordnungen auf “It’s Not How Far You Fall…” ausgerechnet jener Überlebende sein Totengräber-Timbre, dem in dieser Disziplin derzeit keiner das Wasser reichen kann: Mark Lanegan. Mag das von einem Gospelchor unterstützte “Revival” als Einstieg fast ein wenig aufgebrezelt mit der Tür ins Haus fallen und das zerschossene Psychogramm “Ghosts Of You & Me” an den Nerven zerren: Danach reiht sich Gänsehaut an Gänsehaut. Wem bei “Jesus Of Nothing”, der kaum wiederzuerkennenden Stones-Adaption “No Expectations” oder dem verwehten Haden-Requiem “Spiritual” nicht die Spucke wegbleibt, dem ist nicht zu helfen. Man wünscht diesem Kleinod eine weiche Landung – und den Soulsavers noch jede Menge durchheulter Nächte.
weitere Platten
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