Will man als Frau Rapperin werden, bleiben einem eigentlich nur drei Möglichkeiten: Man macht in offensiven HipPop Marke SaltnPepa, auf fiese Bitch, die mehr Fickwörter sagen kann als jeder Gangsta-Rapper, oder man geht es ganz gelassen, jazzy und speziell an, siehe Ursula Rucker. Speech Debelle aus Südlondon tendiert zur dritten Variante, ist dabei ähnlich eigenwillig und zugleich doch ganz anders. Mit einer Stimme zwischen wütendem Teenager und altersweiser Grande Dame erzählt die 25-Jährige so lakonisch wie dringlich von kleinen und großen Begebenheiten ihres Lebens. Vom hochironischen Schildern banalen Büro-Alltags bis zur Aufarbeitung ihrer komplizierten Vater-Tochter-Beziehung ist alles dabei. Die Musik dazu – produziert von Roots-Manuva-Beatschnitzer Lotek – changiert zwischen abstrakter DJ-Krush-Intelligenzia, Jazzmatazz-verwandten Bläser-Geschmeidigkeiten und hibbeligen Hoppelbeats im Stile von The Streets. Dabei setzt sie in jedem Song eine persönliche Marke: Von live gespielten Klarinetten über Storytelling zu akustischen Gitarren und Geigen bis zu Jump-up-Tunes mit maximaler Party-Tauglichkeit geht diese kunstvoll erdachte Reise. Genau das war diese Platte auch für Speech: Fünf Jahre Arbeit stecken darin. Das hört man.
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Freedom Of Speech
VÖ: 10.02.2012