Sperling
Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder hasst sie
Es ist interessant, wie Musik ihre Kreise zieht, Menschen inspiriert und sich an anderer Stelle weiterentwickelt. Als sich vor etwa zehn Jahren eine neue Welle an klugen deutschsprachigen Punk- und Post-Hardcore-Bands brach, sind Sperling unter anderem Bandnamen zwar gerade gestartet, doch man kann mit Fug und Recht sagen: Die Band aus dem Hunsrück beerbt in zweiter Generation einen Sound, den Heisskalt, Fjørt und in gewisser Hinsicht auch Casper seitdem prägen.
Auf ihrem zweiten Album denken Sperling ihren Mix aus brachialem Post-Hardcore, Indierock und Rap, der zudem mit einem Cello unterlegt ist, souverän weiter. Herausgekommen ist eine schonungslose Platte, die aufs eigene Gemüt zoomt und solange draufhält, bis all die Fragen gestellt sind, die einem den Schlaf rauben. Antworten haben Sperling nicht immer, dafür aber tolle Zeilen: “Ich weiß, es fühlt sich an, als wär’s zu schwer, dem Druck zu widerstehen/ Doch Druck ist nur Luft, die sich bewegt”, rappt Johannes Gauch etwa in “Die kleine Angst”, das zudem im Refrain mit Mario Radetzky von Blackout Problems aufwartet, der den düsteren Sound aufbricht.
Mit Gauch hat die Band einen smarten Texter, dessen Rap-Background sich klar in derartigen Punchlines bemerkbar macht. Bequem sind Sperling nicht, dafür aber eine spannende Stimme in unsicheren Zeiten.
Das steckt drin: Fjørt, Heisskalt, La Dispute
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Zweifel
VÖ: 22.01.2021