Ängste und Unsicherheiten sind höchst ernstzunehmende Themen, über die man keine Scherze macht. Das gilt auch für Sperling, die auf ihrem Debüt blankziehen und ungeschminkt offenbaren, wie es in ihrem Inneren aussieht, und das ist gar nicht mal so rosig. Sänger Johannes Gauch rappt in “Eintagsfliege” zu atmosphärischem Post-Hardcore über die ach so eintönige Musiklandschaft in Deutschland, in Songs wie “Laut”, “Mond” und “Tanz” über düstere Gedanken, Trauer und das Alleinsein. Dabei spielt die Band mit melodramatischen Streichern, was besonders in “Toter Winkel” sehr gut aufgeht. Die unheimlichen Gitarren darin schrammen kurzzeitig an Brand New vorbei, der Sprechgesang erinnert stark an Heisskalt und deren Alltagsphilosophie. Genau diese ist jedoch der springende Punkt: Sperling beladen ihren Post-Hardcore-Pop oft mit derart viel Pathos und Bombast, dass “Zweifel” teils affektiert, manchmal sogar selbstmitleidig klingt. In die Hose geht das aber nur in “Baumhaus”: Gauch singt mit hängendem Kopf über sein recht normales Aufwachsen, bis “dich irgendwas aus der Bahn wirft und der allererste Windstich kommt”. Die schwer sägenden Gitarren und dringlichen Rap-Parts sollen seine Emotionen anschließend exponieren, schrammen aber nah an der Lächerlichkeit vorbei. Gut, dass das nicht für den Rest des Albums gilt.
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VÖ: 23.02.2024