Da darf sich auch Ex-G.I., Punkliterat und Berufszyniker Lee Hollis wie Kolumbus fühlen: Nachdem er Ende der 90er die Spermbirds in Originalbesetzung zusammenraufte und diese dann 2004 nach sechs Jahren Arbeit – neben allen anderen Bandprojekten, sowie den gewachsenen familiären und beruflichen Verpflichtungen – mit dem überaus gelungenen Comeback Set An Example selbiges statuierten, war Touren angesagt. Erst Europa, dann Südamerika und schließlich letztes Jahr Australien. D
ass Hollis sarkastischer Blick auf die Welt bei den Reisen durch ebendiese nicht irgendwo von Bord ging, beweist schon das Cover von A Columbus Feeling: Rekordverdächtige 48 Spermien schlängeln sich zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch zum rettenden Kompass. Doch da liegt das Dilemma, wie der Titeltrack auf den Fragezeichenpunkt bringt: Why did my compass lie to me?, schreit sich Hollis den Frust über unsere ambivalente Zeit vom Leib. Eine Zeit, in der man hunderte von Freunden haben und trotzdem vereinsamt auf dem Sofa hängen kann. My Facebook friends, theyve forgotten my face/ They advice me: Go check Myspace. Cant Live Without It zeigt, dass die Süchte vielleicht neu und die Kommunikationsformen moderner sind, die gesellschaftlichen Probleme im Grunde aber den 80ern entsprechen. Und so begegnen die Spermbirds diesen auch 2010 mit melodischem bis aggressivem Hardcore-Punk, der so frisch und gleichzeitig traditionell klingt, dass man glatt meinen könnte, Hollis hätte erst gestern der Blasphemie das Skateboardfahren beigebracht.