Spidergawd
VII
Alle Jahre wieder wird irgendein abgehalfterter Rock-Opa erzählen, dass Rock’n’Roll tot sei. Mausetot. Dieses Mal wirklich. Da ginge nix mehr, früher war alles geiler und die Jugend von heute – natürlich auch ganz schlimm – lässt sich verarschen von Plastikmusik und hat weder Geschmack noch Ahnung von guter Musik – Kulturkritik to go. Jetzt kommt die Schelle der Best-Ager: das siebte Album der Trondheimer Spidergawd.
Die sind allesamt grob in dem Alter, in dem man seine ollen Rockkumpels eben auch um 8:30 Uhr im Wartezimmer beim Arzt trifft, und “VII” ist Heavy Rock in Perfektion. Ja, “Heavy Rock”, die resolute kleine Schwester von Heavy Metal (immer ein bisschen drüber) und Hardrock (arg zugeknöpft). Das hier ist sensationell. Verändert hat sich einiges, seit Bent Sæther (Bass) und Kenneth Kapstad (Schlagzeug) von Motorpsycho Spidergawd 2013 als Ausgleichssport gegründet haben: Sæther ist nicht mehr dabei und Kapstad ist bei Motorpsycho raus, die Platten wurden trotzdem immer besser und jetzt haben sich Spidergawd selbst vergoldet.
Das Kunststück, Rush, 80ies-AOR, Foo Fighters und Hardrock ohne jeglichen Quatsch über die Rampe zu schicken, gelingt in “Sands Of Time” in einer Lockerheit, die an Frechheit grenzt. Gelegentlich schimmert die New Wave Of British Heavy Metal durch, mal poppiger Metal, wie Dio das drei Platten lang perfektioniert hatte, mal menschliche Wärme, die an Gruppenkuscheln grenzt. Pathos, Liebe, Riffs, Harmonien und Refrains, als würden sie von Engeln via Dropkick direkt durch die Wolken geschmatzt werden. Eine Wonne ist das.
Wer die zuckrigen Hits von Mastodon liebt, aber auch gerne ohne Metronom mit dem Hintern wackeln würde – “The Tower” ist die Antwort, “Dinosaur” ein Meisterwerk zum Einrahmen und “Your Heritage” das beste Stück, das Thin Lizzy nie geschrieben haben. Irgendwann, wenn sich der Sturm gelegt hat, muss man über die Aufsehen erregenden Gitarrensolos reden, über den beseelten Gesang von Per Borten, die sexy Drums von Kapstad und die Wucht von Rolf Martin Snustad am Saxofon. Seit “You Belong To The City” von Glen Frey hat kein Saxofon mehr so gut gelungen wie das hier in “…And Nothing But The Truth”. Außer vielleicht bei Bohren & Der Club Of Gore. Spidergawd haben soeben die Welt ein kleines bisschen schöner gemacht. Wir alle wissen, dass gerade 2023 ist und man ihnen das nicht hoch genug anrechnen kann. Wenn in Zukunft jemand faselt, Rock sei tot: auslachen. Idiot.
Das steckt drin: Audrey Horne, Dead Lord, Mastodon