Dieses Vergnügen kommt unerwartet, nachdem die Band sich 2003 mit einem Rohrkrepierer abgemeldet hatte: “Self Destructive Pattern” war der verzweifelte Versuch, mit launigen Linkin-Park-Radiorefrains und Nickelback-Nettigkeiten für Vorgartenzwerge die kommerzielle Karriere im dritten Anlauf zu zünden. Neun Jahre später platzt “Anger Denial Acceptance” in die Stille nach dem Fehlschuss und trampelt Linkin Park und /Nickelback platt wie zwei 10.000-Dollar-Noten. Nur noch schmuckes Beiwerk (und manchmal Selbstzweck) statt tragender Säule sind die sparsam verwendeten elektronischen Elemente. Mit “After The End”, “Murder Suicide” oder “I Am Damage” formulieren Spineshank unmissverständliche Einladungen zu Testosteron-Tests à la Wall Of Death unter Wettbewerbsbedingungen. Trotzdem lässt sich dieses Comeback-Album nicht auf seine stumpfe Lust am Lärm reduzieren. Spineshank zeigen 2012 verschiedene Gesichter, nicht alle gucken grimmig. Ihre zentrale Aussage packen sie in den achtminütigen Dreiteiler ganz hinten: Ohne nach rechts und links zu schauen, wütet “God Complex (Anger)” über unterkühlte Riffs in einen garstigen Breakdown, lässt sich im dann von einem versöhnlichen Piano im Übergang zu “Motive Method Opportunity (Denial)” bändigen. In unruhiger, noch aufgewühlter Stimmung fassen langsam reflektierte Gedanken Fuß und schaffen Raum für das friedvolle, aber nicht vollends versöhnliche letzte Wort “Exit Wounds (Acceptance)”. Im Hintergrund keift der Zorn auf kleiner, aber nicht erloschener Flamme vor sich hin. Wie im wahren Leben.
weitere Platten
Self Destructive Pattern
VÖ: 14.07.2003
The Height Of Callousness
VÖ: 23.10.2000
Strictly Diesel
VÖ: 01.01.1998