Als zur Band gewordene Liebeserklärung an den Progressive Rock der 70er Jahre sind Spocks Beard so etwas wie die graue Eminenz des Retro-Prog. Zwei Jahre nach “Brief Nocturnes And Dreamless Sleep”, einem der besten Alben ihrer Karriere, versuchen sie auf Nummer sicher zu gehen, um einerseits zu liefern, was die Fans von uns erwarten, und andererseits Substanz vorzugaukeln, die ihre Musik einfach nicht besitzt. Das Kalkül hinter kitschig dramatischen, überlangen Songs wie “To Be Free Again” und das ermüdend vorhersehbare Setzkastenprinzip des Openers “Tides Of Time” sind ärgerliche Zugeständnisse an stockkonservative Babyblaue-Seiten-Rezensenten. Der Klingt-wie-Virus tritt auf “The Oblivion Particle” in besonders schwerer Form auf, so dass man befürchten muss, dass Alan Morse demnächst von Toto auf Satzgesang-Diebstahl verklagt wird. Und wenn die Band tatsächlich glaubt, dass sie sich modernisiert, wenn sie anstatt nach Mittsiebziger Gentle Giant nun nach Mittachtziger Rush klingt, ist das ein trauriger Beweis für das Alter im Kopf der Protagonisten. Natürlich beherrschen sie ihr Handwerk, stecken auch mit Mittelmaß die meisten Prog-Bands in die Tasche. Dazu können sie Songs schreiben, “Bennett Built A Time Machine” zum Beispiel hat das Zeug zur Prog-Single des Jahres. Und ihr inzwischen zwölftes Album ist nicht schlechter als das, was die Fans von uns erwarten. Wenn das aber schon ausreicht, um Spocks Beard Fans in Freudentaumel zu versetzen, leiden die definitiv an zu niedrigem Blutzucker.