Sportfreunde Stiller
Jeder nur ein X
Text: Vivien Stellmach
Dabei war 2017 nicht einmal klar, ob Sänger und Gitarrist Peter Brugger, Bassist Rüdiger Linhof und Schlagzeuger Flo Weber überhaupt wieder zusammen Musik machen würden. Damals verabschiedete sich das Trio in eine selbst auferlegte Pause, weil es unterschiedliche Meinungen vertrat und sich voneinander entfernt hatte. Zwei Jahre lang herrschte nichts als Funkstille zwischen den Musikern. Sie widmeten sich anderen Projekten und gründeten Familien, bis es ihnen 2019 doch wieder in den Fingern juckte und sie sich mit ihren Instrumenten und kühlen Getränken unter den Armen wieder trafen. Das Ergebnis ihrer erneuten Zusammenkunft ist das achte Album der Band: “Jeder nur ein X”, gelesen “Jeder nur ein Kreuz”, ist vom Monty-Python-Film “Das Leben des Brian” inspiriert. Die 13 Songs widmen sich aber nicht nur unbeschwerten Themen, denn die Band hat persönliche Erfahrungen einfließen lassen und singt auch über Ängste, mentale Probleme und das eigene Schicksal. Unverändert sind die schelmischen Wortwitze von Brugger geblieben: “Wie ‘ne rauschende Clubnacht nach der Pandemie/ Wie Weeknd, wie Squid Game, wie Coldplay noch immer/ Wie der Schimmer von frisch Verliebten/ Wie Begrünung von Wüstengebieten”, singt er etwa in “Spektakulär”. Die Single ist synthielastig, auch in “Das Drama mit dem Karma” trifft die altbekannte Sportfreunde Stiller-Poesie auf 80s-Vibes und Sprechgesang: “Das ist das Drama mit dem Karma/ Keiner weiß, ob er schonmal da war/ Und gibst du jetzt nicht Liebe/ Dann wirst du nächstes Mal ‘ne Fliege.” So weit, so genehm. Doch was die Sportfreunde Stiller wirklich zu einer Institution im deutschsprachigen Rock und Pop macht, sind Songs wie “Hand in Hand”: Eine grummelige Basslinie schlängelt sich im Midtempo vorwärts, während Brugger über Missstände singt und dann zu hymnischen Gitarren die Hoffnung im Refrain aufleben lässt: “Eine neue Zeit, wir sind jetzt dran/ Hand in Hand, Arm in Arm/ Ich will mich mit dir verlieren.” Zu den stärksten Songs gehört auch “Wächter”, in dem Brugger zu warmen, hoffnungsfrohen Gitarren von den Depressionen eines Freundes erzählt. Und die obligatorische Anspielung aufs runde Leder hat die Band auch nicht vergessen: “Ibrahimovic” ist ein humorvoller Song über Ängste, die den Sportfreunden Stiller nichts anhaben können – denn sollte es zwischen Horrorclowns und Aliens zu gruselig werden, steht der Chuck Norris des Fußballs ihnen in Gedanken zur Seite.
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