Spotlights
Love & Decay
Text: Martin Burger | Erschienen in: VISIONS Nr. 314
Zwölf Wochen am Stück im Schlepptau der Melvins. Wer deren irre Tourdoku “Across The USA In 51 Days” kennt, weiß: Das kann an die Substanz gehen. Mario Quintero und seine Frau Sarah, die Köpfe hinter Spotlights, haben noch 23 Tage draufgelegt auf die Konzertreise zum vorigen Album “Seismic” (2017) und dabei ihre Beziehung eingehender betrachtet: “Wie sie sich entwickelt hat, seit wir uns trafen”, führt Mario Quintero aus, “wie wir durchs Land tourten und dieser Sache nachjagten. Es geht um Liebe vor dem Hintergrund einer Welt, mit der manchmal schwer umzugehen ist”. Gemündet sind diese Beobachtungen in acht neuen Stücken, selbst produziert im Keller des Eigenheims und einmal mehr der Gegenüberstellung von Brachialriffs und träumerischen Stimmungen gewidmet. Dreieinhalb instrumentale Minuten stehen am Anfang, bevor die Reiseflughöhe erreicht ist. In welcher fast beiläufigen Art die Quinteros dabei mehrmals eine Melodie platzieren, die aus nur sechs rasch aufeinanderfolgenden Noten besteht, ist schon meisterliche Konstruktionsarbeit in Sachen Atmosphäre. Die weiteren Post-Metal-Shoegaze-Hymnen platzieren vergleichbare Tüfteleien hinter den Soundwänden und unter den sanften Stimmen der New Yorker Eheleute, Schlagzeuger Chris Enriquez changiert spielerisch zwischen Midtempo (“The Particle Noise”) und rasant (“Xerox Mix”), balanciert seine Grooves und Fills sicher – kaum zu glauben, dass er erst seit “Love & Decay” fest zur Band gehört. Wenn Crippled Black Phoenix zu sehr deprimieren und Dreampop keine Option ist, dann sind Spotlights vermutlich die richtige.
weitere Platten
Alchemy For The Dead
VÖ: 28.04.2023
We Are All Atomic (EP)
VÖ: 27.03.2020
Hanging By Faith (EP)
VÖ: 15.06.2018
Seismic
VÖ: 06.10.2017
Tidals
VÖ: 13.05.2016